■ Diepgen des Tages: Brandt, Elmar
Die unangenehmsten Jobs haben oft Leute, die glücklich damit sind. Elmar Brandt ist nach eigener Auskunft „Deutschlands bester Schröder-Imitator“ und treibt sich auf der Funkausstellung herum. Wo Menschen, die noch alle Schweine im Rennen haben, schnell wegzappen, wenn Schröder auf dem Bildschirm erscheint, um nicht Selbstmord für ein erstrebenswertes Ziel zu halten, blüht Brandt auf. „Ich höre sogar beim Spülen und Autofahren oft nur Schröder-Reden“, erzählt er enthusiasmiert. Eine grausame Vorstellung: jeden Tag eine volle Dröhnung Schröder! Was geschieht mit einem, der sich jeden Tag eine Überdosis Schröder verpasst? Ist das nicht der direkte Weg in die Klapse, bzw. zu Gottschalk? Richtig: Brandts Traum ist, „einmal bei 'Wetten, dass ...?‘ neben dem Kanzler zu stehen und Doris mit verbundenen Augen entscheiden zu lassen, wer der echtere Schröder ist.“ Das ist so aufregend, wie die Farbe von Buntstiften zu erlutschen. Und wie geht das eigentlich, den „echteren Schröder“ herauszufinden? Das nämlich gelänge auch ohne verbundene Augen nicht, weil die Grammatik einen echteren als echten bislang nicht vorgesehen hat. Die Bemühung Brandts, identisch mit Schröder zu werden, zeugt jedoch nicht nur von schlechtem Geschmack, sondern auch von vergeblicher Mühe, denn Schröder ist ein Massenartikel: Er ist der herrenmenschelnde, vierschrötige Wichtelmann, der überall mit speckiger Selbstgefälligkeit in der Gegend herumsteht, jedem lästig fällt, selbst aber überzeugt ist, anderen eine Aufmunterung zu sein. Das Imitat Schröders ist deshalb nur ein Kotzbrocken mehr auf der Welt. Dazu darf sich nun auch Elmar Brandt zählen, und wie ein echter Kotzbrocken ist er glücklich, ein Kotzbrocken zu sein. Er hat es sich hart erarbeitet. Molly Bluhm
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