■ Standbild: Wahrlich kein guter Tag für das Saarland
„Tatort: Strafstoß“, So., 20.15 Uhr, ARD
Eigentlich können die ungelenken Saarbrücker ja nicht so gut Eishockey spielen. Bei diesem Heimspiel um die allerletzten Tabellenplätze machen die „Saarfalken“ keine gute Figur. Doch weil Palus Herz nun mal für die Wesen mit langsamen Stoffwechsel schlägt, nimmt der Kommissar (Jochen Senf) in der Folge „Strafstoß“ (Regie: Klaus Peter Weber) gleich die ganze Mannschaft in Schutz: „Jeder hat mal einen schlechten Tag.“
Der von der Vereinssekretärin Elke sieht heute besonders schlecht aus. „Ach, du!“ sagt sie noch unaufgeregt ins Nichts, dann fällt sie mausetot um.
Als Verdächtiger bietet sich ein kandadischer Feldspieler an. Der ist Elkes Exfreund und hat auch beruflich nicht gerade ein Hoch: Der Mannschaft geht es ohne ihn besser. Aber Palu mag die Langsamkeit, also ist für ihn der lahme Spieler eigentlich aus dem Rennen. Lieber schon jagt er den Baudezernenten und Vereinsobermeier Baumgärtner. Der hat eine höhere Betriebtstemperatur (und schafft es sogar, gleichzeitig böse zu lachen und gefährlich zu gestikulieren). Suspekt ist ihm auch die zackige Sabine, eine überehrgeizige Journalistin. Dass die ein bisschen zu schnell lebt, sieht Palu gleich. So ein blasses, verspanntes Gesicht, in dem jeder Genuss ausgezogen ist, um gegen alle weiblichen Sanftheitshormone dem reinen Karrierewillen Platz zu machen. Brrrr! Natürlich ist sie mit Einsamkeit und einer noch ehrgeizigeren Mutter gestraft. Wie verzweifelt muss Susanne sein, dass sie schon für einen Job beim digitalen Sportfernsehen (!) kriminell werden würde? So eine haut auch schon mal zu. Klar.
Übersichtlich sortiert geht also eine weitere Palu-der-Schnarchbär-Folge zu Ende. Das Saarbrücker Hohelied auf die Langsamkeit taugt nicht zum Kleinstadtblues und zu Gesellschaftstudien schon gar nicht. So schlurft Palu seinen Vorbildern, den diversen Chabrol-Kommissaren, in Gemächlichkeit und Scharfsinn weiterhin müde hinterher. Birgit Glombitza
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