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Zwischen Bagdad und Basra

■ Die Geschichtenerzählerin Huda Al Hilali im fools garden

Eine Busfahrt von Bagdad nach Basra im Hochsommer ist kein angenehmes Unternehmen: Die Reisenden schwitzen viel und reden wenig. Was die Titelgeschichte von Huda Al Hilalis Band mit fünf Erzählungen (Palmyra Verlag, 300 S., 29,80 Mark) lesenswert macht, ist die Warte der Beobachtung. Huda Al Hilali ist in der irakischen Hauptstadt aufgewachsen. Von heute an erzählt sie an fünf Abenden um 20.30 Uhr im fools garden jeweils eine andere Geschichte. Von Bagdad nach Basra ist morgen an der Reihe, aber auch die anderen Erzählungen sind zuhörenswert.

Al Hilali erzählt von Raddiya, die auf der anstrengenden Busfahrt über den Mann nachdenkt, in den sie so verliebt war und der im Laufe der Ehejahre nachlässig, wenn auch nicht unerträglich wurde. Oder über die berechenbare Höflichkeit der mitfahrenden Männer. In Ramadan schildert ein junges Mädchen, wie es erstmalig am Fastenfest der Erwachsenen teilnimmt. In einem kunstvollen Dialog zwischen ihrer Mutter und einem Tuchhändler erfährt der Leser hier auch, wie eine Verhandlung im Souk klingt.

Ein Thema aber vor allen durchzieht die Geschichten: der erste Golfkrieg. In beinahe jeder Familie hat der irakisch-iranische Krieg Menschenopfer gefordert. Die Frauen wissen, wer die Schuldigen sind – aber auch, wie gefährlich es ist, darüber zu reden. Allmorgendlich schärft Raddiya ihrem Mann deshalb ein, nur nichts über die Regierung zu erzählen. Denn „wenn man den Tod vor Augen hat, ist man mit dem Fieber zufrieden“. Keine radikale Haltung, aber um Agitation geht es Huda Al Hilali nicht. Auch ist sie eigentlich keine Schriftstellerin, sondern Erzählerin. Und als solche stellt sie sich auf ihr Publikum ein. Für die seit 1976 ständig in Deutschland lebende Islamistin und Germanistin ist das eine westliche Öffentlichkeit, nicht die islamische.

Gewiß verfügt Huda Al Hilali nicht über sinnliche Sprachge- walt. Doch gelingt es ihr, mit ihren wohlgestalteten Geschichten auf leichte Weise das Leben im Irak näherzubringen.

Hilmar Schulz

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