piwik no script img

Für Mopo ging es hoch und runter

■ Die „Hamburger Morgenpost“ feierte gestern ihren 50. Geburtstag. Sorgen bereitet nach wie vor die Auflage des Blattes

Die „Hamburger Morgenpost“ – kurz „Mopo“ genannt – feierte gestern ihren 50. Geburtstag. Zum Festtag verprach Chefredakteurin Marion Horn eine frische Optik und neue Inhalte. Doch nach den Hochs und Tiefs des letzten halben Jahrhunderts gehen die Mopo-RedakteurInnen und -MitarbeiterInnen nicht in ein gesichertes nächste Jahrtausend. So kämpfen die MitarbeiterInnen immer noch gegen das Ultimatum der Anteilseigner Gruner + Jahr (G+J), das Blatt dichtzumachen, wenn es nicht bald schwarze Zahlen schreibt.

Bernd Kundrun, Zeitungsvorstand des G+J-Verlags, betonte zum Geburtstag, dass die „Mopo“ ihren „Fortbestand aus eigener Kraft“ sichern müsse. Es zeichne sich aber ab, dass durch eine Vielzahl von Maßnahmen das Blatt bald aus den roten Zahlen herauskommen könne. Gemeint sind die Sparpläne, Stellenstreichungen in den vergangenen Monaten, sowie die Zusammenlegung der überregionale Redaktion mit dem „Berliner Kurier“ und dem Kölner „Express“.

Die „Hamburger Morgenpost“ war 1949 als unabhängige Zeitung mit „sozialdemokratischer Grundhaltung“ von Heinrich Braune gegründet worden. Das Blatt sollte eine Boulevard-Alternative zum seriösen Arbeiterblatt „Hamburger Echo“ bilden. In den sechziger Jahren erreichte die Morgenpost eine Auflage von 400.000 Exemplaren. Doch dann sank sie stetig bis 1980 auf 200.000 Stück. Nach dem Konkurs der SPD-Druckerei „Auer-Druck“ waren die Sozis auch nicht mehr bereit, Defizite des Blattes aus der Parteikasse zu bezahlen und gründeten mit den Schweizer Verlegerbrüdern Eduard und Christian Greif eine neue Gesellschaft. Schon 1984 waren aus dem Blatt nicht nur sozialdemokratische Inhalte verschwunden, sondern die Morgenpost stand erneut wegen überschuldung vor dem Konkurs.

Die Zeitung wurde zum Spielball der Medienkonzerne, um sich Zugangsrechte zum Privatfernsehen zu verschaffen. War es zunächst der Burda-Verlag, der um die Tageszeitung buhlte, stieg 1986 G+J ein um sich Rechte für die Neuen Medien, Satelliten- und Kabelfernsehen zu sichern. Die prominentesten Chefredakteure der neuen Ära waren Conrad Ahlers und Wolfgang Clement. Zu den Kolumnisten gehörten fortan Namen wie Henri Nannen, Dieter Gütt, Johannes Gross oder Peter Scholl-Latour. Die Prominenz verschwand allerdings wieder im Laufe der Jahre, und auch die Auflage driftete wieder ab – auf derzeit 130.000. Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen