Viel Geld für Tanz

■ Tanzfilminstitut steht im Drittmittelregen und will weiterhin auf den Teerhof ziehen

Seit fast zehn Jahren hamstert das Deutsche Tanzfilminstitut an der Universität Bremen Filme über Tanz. Eher im Stillen haben die Institutschefin Heide-Marie Härtel und ihre MitarbeiterInnen mittlerweile das zweitgrößte Tanzfilmarchiv der Welt aufgebaut. Doch jetzt ist Härtel und Co. unter tätiger Mithilfe der Bremer Kulturbehörde ein Coup gelungen, der sonst nur Hirn-, Chaos- und anderen Forschungsinstituten zugetraut wird: Die Europäische Union wird dem Tanzfilminstitut knapp 500.000 Mark aus dem Programm Raphael überweisen. Bislang wurden aus diesen EU-Programm Maßnahmen zum Denkmalschutz bezahlt. Jetzt wird zum ersten Mal die Dokumentation der flüchtigen Kunst Tanz gefördert.

Mit diesem Drittmittelregen soll die Restaurierung von Verfall bedrohten Filme und Videobänder von neun Archiven in Europa finanziert werden. „Vor allem das Videomaterial aus den 60er bis 80er Jahren verfällt“, sagt Härtel. Das Bremer Institut, das als produzierendes Archiv unter anderem für 3-sat tätig ist und seinen Bestand deshalb relativ rasant erweitert, koordiniert diese Arbeit in den nächsten drei Jahren. Am Ende soll auch der Zugang der Öffentlichkeit besser sein als heute und eine Ausstellung von Paris aus auf die Reise über den Kontinent gehen.

Im Institut in der Uni lagern ungezählte Filmschätze aus der Geschichte des deutschen Tanztheaters. Keine Überraschung ist, dass das Bremer Tanztheater dabei eine Hauptrolle spielt. Schließlich haben fast alle namhaften ChoreographInnen in Bremen gearbeitet. Auch die Karriere der Wuppertalerin Pina Bausch hat das Institut dokumentiert. „Das Fernsehen hat das verschlafen“, so Härtel.

Nach wie vor will sie ihr Institut auf den Teerhof verlegen und dort mit der Shakespeare Company in einen Neubau ziehen. Ein bisschen droht sie damit, den Lockrufen aus Köln und dem dortigen Tanzarchiv zu folgen. „Der Teerhof könnte uns hier halten“, sagt sie. Andererseits betreiben die KölnerInnen zwar ein Archiv, aber haben ihre Tanzsparte geschlossen. „Für uns ist es wichtig, in einer lebendigen Tanzstadt zu arbeiten.“ Und Bremen ist noch eine.

Das Grundstück auf dem Teerhof ist gerade ausgeschrieben. Es wird ein Investor gesucht, der mit den „Hypotheken“ Tanzfilminstitut und Shakespeare Company dort bauen will. „Wir rechnen mit Interessenten“, sagt Staatsrätin Elisabeth Motschmann und gibt sich optimistisch. Schließlich hat sie schon einen symbolischen Grundstein auf das Gelände gelegt. ck

Kontakt zum Tanzfilmarchiv unter Tel.: 218 38 28