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Solana auf Abschiedsreise im Kosovo

■ Albaner und Serben unzufrieden mit Nato und Unmik

Priština (dpa/AP) – Der scheidende Nato-Generalsekretär Javier Solana hat die politischen Führer im Kosovo aufgefordert, sich öffentlich zum Aufbau einer multiethnischen und demokratischen Gesellschaft zu bekennen. Er betonte gestern in Priština, um im Kosovo Frieden und Stabilität zu erreichen, sei Zeit vonnöten.

„Die UÇK-Miliz ist entmilitarisiert, das zivile Kosovo-Schutzkorps ist geschaffen“, sagte Solana bei seinem Abschiedsbesuch. Die in das Korps umgewandelte UÇK-Miliz soll sich am Wiederaufbau und bei Katastropheneinsätzen beteiligen.

Der „Ministerpräsident“ der selbst ernannten, albanischen Übergangsregierung im Kosovo, Hashim Thaci, hat unterdessen die Arbeit des Kosovo-Übergangsrates für gescheitert erklärt. Der Rat mit Vertretern der Volksgruppen berät die UN-Mission (Unmik). Thaci forderte in einem Interview mit der Tageszeitung Koha Ditore von gestern einen „Exekutivrat“ mit mehr Machtbefugnissen.

Die Vertreter der Kosovo-Serben hatten ihrerseits die Zusammenarbeit mit dem Rat aus Protest gegen die Umwandlung der UÇK abgebrochen. Sie fordern nun eigenständige und selbst verwaltete Gebiete. Dies sei der einzige Weg, wie ein multiethnisches Kosovo erhalten werden könne, sagte Momcilo Trajkovic, ein Vertreter der serbischen Minderheit, bei einem Treffen mit Solana.

Die Entscheidung, den Kosovo-Albanern die Fortführung der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) als Kosovo-Korps zu erlauben, sei ein schwerer Schlag für das Vertrauen der Serben in die Nato gewesen. Trajkovic warf Nato und UN vor, sich nur um albanische Probleme zu kümmern.

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