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Hilfe bei Legasthenie

■ Spezialnachhilfe bei Lese-Rechtsschreib-Schwäche / In der Neustadt werden fast alle Grundschulkinder darauf gescreent

Mit normaler Nachhilfe ist es bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwächen (LRS) oder Kalkulationsproblemen nicht getan. Sie brauchen eine Extra-Förderung. Und zwar je früher desto besser, sagen Therapeuten. Aber viel zu lange bleiben die Schwächen in den Schulen unerkannt.

Eigentlich hat jede Schule den Auftrag, auf Legasthenie zu achten, heißt es aus der Bildungsbehörde. Aber inwieweit und mit welcher Intensität Lehrer trotz Fördererlass darauf achten, lässt sich nur schwer feststellen.

„Generelle Tests am Anfang der zweiten Klasse wären gut“, fordert die Therapeutin Katja Uphoff. Aber da passiere meistens nichts. Lehrer haben zu wenig Erfahrung, um Fehleranalysen zu machen, kritisiert die Therapeutin. „Ich kann mich nicht um jeden einzelnen kümmern“, hört Uphoff oft als Entschuldigung. Die Schulen wären jetzt schon überfordert mit großen Klassen und hohem Ausländeranteil. Für LRS-Kinder bliebe oftmals keine Zeit.

So wird LRS oft einfach viel zu spät erkannt: Wenn es knüppeldicke kommt, in der fünften oder sechsten Klasse, mit Englisch als neuem Fach. Denn wenn die Grundlagen in Deutsch noch nicht richtig sitzten, dann „wird es extrem schwierig für die Kinder“, sagt Uphoff.

Dabei lässt sich durch diagnostische Tests relativ leicht ermitteln, ob und wie schwer die Lese-Rechtschreib-Schwächen sind. Über Bilder- und Wortlisten kann man die Art der Fehler genau analysieren: Lautverwechselungen zum Beispiel, oder Buchstaben die weggelassen werden. Je mehr Fehler dieser Art, desto ausgeprägter die Lese-Rechtschreib-Schwäche.

In der Neustadt zum Beispiel führt der Schulpsychologische Dienst an 16 der 19 Grundschulen diese Tests durch. Auch ein paar weitere Schulen in Bremen machen mit. Über dieses „besondere“ und kostenlose Angebot entscheiden aber letztlich die Schulen selbst, erklärt Norbert Boyer vom Schulpsychologischen Dienst. Zwar sei bei vielen Lehrern das Engagement sehr hoch. Trotzdem bedeute das für die Lehrer Zusatzarbeit und einen – manchmal ungewünschten – Einblick in ihren Unterricht.

Denn ab und zu enthüllen die Tests Ungeahntes: Wenn ein Schüler, der aus Sicht des Lehrers gut lesen kann, beim Test hakt, wird manchmal klar, dass er alles nur auswendig so flüssig vorgelesen hat. Ebenso könnten geübte Diktate über die wirkliche Rechschreibfähigkeit hinwegtäuschen.

Zwischen 600 und 900 Schüler werden in der Neustadt jedes Jahr am Ende der zweiten Klasse gescreent. Denn dann sei der Lese- und Schreibprozess im wesentlichen abgeschlossen, sagt Boyer. Nach der Auswertung hat gut ein Viertel der Testkandidaten mäßige Lese- oder Rechtschreibprobleme. Drei bis fünf Prozent zählt Boyer aber zu den schwierigen Fällen.

In anderen Bundesländern seien die Screenings weitgehend abgeschafft worden. Dabei ist das Screening eine „gute Sache“, ist Boyer überzeugt. Eine präventive Arbeit, die äußerst wirkungsvoll sei, wenn die Kinder anschließend auch entsprechend gefördert würden. pipe

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