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NachhilfestundenFlickwerk?

■ Immer mehr Nachhilfeschüler / Extrastunden als Daueralimente

Zettelfetzen am schwarzen Brett. Die Telefonnummern vom Muttersprachler aus Irland sind alle abgerissen. Stümmel beim beim Diplom-Mathematiker, der Nachhilfe in Mathe und Physik anbietet. Nachhilfe ist gefragt. Auch im Internet. Mehrere hundert Adressen von „Einzelkämpfern“ und Instituten preisen hier ihre Dienste an.

Immer mehr Nachhilfeschüler verbucht Gerhard Grundey bei Abacus in Bremen. In jedem Schuljahr hatte er stetige Steigerungen um 40 Prozent. Während des Schuljahres, gerade zum Ende hin, kommen noch einmal viele dazu, sagt der Gymnasiallehrer. Auch Ralf Gerken, Leiter der Schülerhilfe, verzeichnet seit Bestehen der Schule stete Zuwächse.

Früher wurde Hilfe angefordert, wenn ein Schüler mal was versäumt hat. Heute werde Nachhilfe manchmal zur Daueralimentation, sagt Grundey. „Aber Kinder sollen nicht ihr Schulleben lang Nachhilfe bekommen.“ Eine Schülerhaltung wie: „Ich brauche heute nicht aufzupassen, weil ich Nachhilfe habe“ – das geht nicht“, stellt Grundey klar. Die Schüler müssen schon wollen, sonst laufe nichts, meint er. „Eine Nachhilfe kann das Wissen nicht mit dem Löffel eingeben“, sagt auch Gerken.

Bundesweit soll schon jeder fünfte Schüler zwischen 11 und 17 Jahren Nachhilfe bekommen. Eltern können ihren Kids bei Problemfällen in Mathe und Englisch nur selten helfen. Es bleibt nur die Nachhilfe. Einzel- oder Gruppenunterricht im Institut, oder privat bei Studenten oder Lehrern.

Die Gründe für den Zulauf für die Extra-Förderung sind vielfältig. „Die Bedingungen an Schulen werden nicht besser“, sagt Gerken diplomatisch. Grundey sieht Nachhilfe mittlerweile als „Reparaturarbeiten am öffentlichen Bildungssystem“: Wenn Klassen immer größer würden, Unterricht ausfalle, Förderunterricht herb gekürzt werde, Kernfächer auf drei Stunden gestrichen würden: Dann bliebe für viele oft nur noch Nachhilfe.

Einen Zusammenhang sieht man in der Bildungsbehörde nicht: „Wenn die Schülerzahlen um ein oder zwei Schüler steigen“, sei das noch kein Indiz, dass der Unterricht schlechter geworden sei und die Nachfrage an Extra-Unterricht steige. Pressesprecher Rainer Gausepohl vermutet eher die Eltern, die bessere schulische Leistungen wollen, damit aus dem Kinde später auch was gutes werde. Das sieht Ralf Gerken ähnlich: „Mit einem schlechten Schulabschluss ist heute nicht mehr viel zu erreichen. Die Eltern wollen die Zukunft ihrer Kinder sichern. Darin investieren sie.“

Der Trend geht offenbar von den „Einzelkämpfern“ an der Hilfefront zu Instituten. „Die Eltern wollen verlässliche Ansprechpartner“, sagt Grundey. Auch im Krankheitsfall der Lehrer garantieren die Institute Nachhilfe-Stunden. Erfolgsgarantien gibt kein Nachhilfe-Lehrer. Viele Faktoren spielen da mit rein. Manchmal gebe es auch einfach Schüler, „bei denen das einfach klappen müsste, aber es klappt trotzdem nicht“, erzählt Gerken. Das liegt vielleicht am Lehrer, an den Mitschülern, an der Gruppensituation.

Aber die Statistiken der Institute sollen Hoffnung auf Erfolg machen. In durchschnittlich sechs Monaten wollen Abacus und Schülerhilfe die Noten verbessern. Hauptfächer sind Englisch, Mathe und Deutsch. Bei der Schülerhilfe kann man schon ab der zweiten Klasse anfangen. Die Massen kommen aber, wenn es um den Schulwechsel geht. 5., 6., und 7. Klasse. „Bei Mathe auch noch darüber hinaus“, sagt Grundey. Außerdem haben die Institute gezielte Abiturförderung im Programm.

Grundey und Gerken haben viele Realschüler in den Kursen. „Viele, die in die Oberstufe auf das Gymnasium gehen wollen“, und sich noch einmal fit machen wollen. Inhaltlich und auch an Arbeits- und Lerntechniken sei dort manchmal weniger vermittelt worden. pipe

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