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Der Öko-Goldesel

■  Die Bundesstiftung Umwelt schüttet jedes Jahr 150 bis 180 Millionen Mark für Umweltprojekte aus. Seit 1991 bekamen rund 3.200 Antragsteller fast 1,5 Milliarden Mark

Unterstützt werden ganz gezielt besonders innovative Produkte sowie Verfahren mit Modellcharakter

Finanzminister sind keine Wohltäter. Nur Ex-Minister Theo Waigel war eine Ausnahme, zumindest in einem Fall. Am 24. Oktober 1989 beschloss das Bundeskabinett, die 2,5 Milliarden Mark aus dem Verkauf der bundeseigenen Salzgitter AG in eine Umweltstiftung zu investieren. Im März 1991 nahm die Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück ihre Arbeit auf. Seitdem hat sie über 3.200 Projekte mit fast 1,5 Milliarden Mark gefördert.

Profitiert haben davon neben der Umwelt vor allem kleine und mittelständische Betriebe. Sie stehen im Mittelpunkt der Förderung, mit der gezielt innovative, ressourcenschonende Produkte und Verfahren mit Modellcharakter unterstützt werden. Die Palette ist vielfältig und in 12 Förderbereiche gegliedert: Geld gibt es für die Herstellung von Textilfasern aus Brennnesseln, für die Vakuumbeschichtung von Sonnenkollektoren oder für den Ersatz von Batterien in Hörgeräten. Auch Umweltkommunikation und Umweltbildung werden gefördert, vom Handbuch für den Lehmbau über Projekte zum Techniktransfer bis hin zu Kongressen. Ein wichtiger Bereich ist auch die Sanierung von Umweltschäden an Denkmalen, in den bisher 165 Millionen Mark geflossen sind. Mit dem mit einer Million Mark dotierten Deutschen Umweltpreis hat die Stiftung zudem ein Instrument, um gezielt auf wichtige Entwicklungen aufmerksam zu machen. 1998 ging der Preis an den Solarpionier Georg Salvamoser und die Arbeitsgruppe Klimaforschung am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg.

Der mit jährlich rund 150 bis 180 Millionen Mark gefüllte Fördertopf lockt viele Interessenten an. Rund 1.800 Anträge und Projektskizzen gingen im letzten Jahr in Osnabrück ein, von Ingenieurbüros, Firmen, Uni-Instituten, Vereinen, öffentlichen Einrichtungen oder Kommunen. Die Mitarbeiter der Stiftung prüfen die Unterlagen, haken nach und holen Stellungnahmen von den rund 700 externen Fachleuten ein, die unentgeltlich die Stiftung beraten. Etwa ein Viertel der Projekte schafft es und wird gefördert, 1998 waren es 463. Ein Höchstbetrag ist nicht festgelegt. Entscheidend ist, dass das Projekt keine anderen öffentlichen Mittel erhält. Ein Vorteil bei der Genehmigung ist auch der Standort. Projekte in den neuen Bundesländern haben einen Bonus. Auf sie entfiel bisher knapp die Hälfte der gesamten Fördersumme, in den ersten Jahren der Stiftung erhielten sie den größten Teil der Fördergelder. Damals stand der nachsorgende Umweltschutz und die Sanierung der von der DDR hinterlassenen Altlasten im Vordergrund. Inzwischen ist der vorsorgende Umweltschutz in der Produktion Schwerpunkt der Stiftungsarbeit auch in den neuen Ländern, wobei Sachsen mit Abstand führt. Dass die Anzahl der Anträge von 2.400 in 1995 auf 1.800 im letzten Jahr zurückging, ist für Pressesprecher Franz-Georg Elpers ein Zeichen der Normalität: „Die Antragsteller kennen uns inzwischen besser, wissen was wir fördern und orientieren sich an diesem Profil.“

Die Entscheidungen über die Förderpolitik trifft der Vorstand der Stiftung, ein 14-köpfiges Kuratorium, das von der Bundesregierung berufen wird und mehrheitlich aus Politikern besteht. Im letzten Jahr wurden neue Förderrichtlinien erarbeitet: Umweltmanagement und Umweltkommunikation wurden stärker gewichtet, während der Bereich Umwelt und Verkehr zurückgefahren wurde, da hier überwiegend Großunternehmen Antragsteller waren und dies der Mittelstandsorientierung der Stiftung widersprach. Eigene Akzente werden durch zeitlich befristete Förderschwerpunkte gesetzt. Aktuell ist dies der Einsatz biotechnologischer Verfahren in der Papier-, Textil- und Lebensmittelindustrie. Gemeint ist damit vor allem die Entwicklung und Optimierung von Enzymen, Biokatalysatoren und Mikrokulturen, um Herstellungsprozesse umweltverträglicher zu machen. Das zweite Projekt fördert Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagen auf den Dächern evangelischer Kirchen und Pfarrhäuser, soll Akzeptanz für die Solarenergie schaffen und ist Teil von über 30 Millionen Mark, die von der Stiftung bisher in diesen Bereich investiert wurden.

Auf Kritik bei manchen Ökologen stößt die Art und Weise, wie die Stiftung ihr inzwischen auf über drei Milliarden Mark angewachsenes Stiftungskapital anlegt. Mit Bundesanleihen, festverzinslichen Wertpapieren und Aktien werden die Gewinne erwirtschaftet, die jedes Jahr ausgeschüttet werden. Ökologische Kriterien, wie die Anlage in Ökofonds oder einschlägigen Öko-Aktien spielen dabei keine Rolle, es zählen Sicherheit und Rendite. Dabei wären die drei Milliarden Mark der Stiftung für den Markt an grünen Geldanlagen ein enormer Zuwachs. Bisher wurden in Deutschland fünf bis sechs Milliarden Mark an privatem Kapital in Geldanlagen investiert, die ökologisch verträglich sind.

Antragsberechtigt sind natürliche und juristische Personen des privaten und öffentlichen Rechts. Sie müssen einen formlosen Antrag stellen an die Bundesstiftung Umwelt (Postfach 1705, 49007 Osnabrück, Tel. (05 41) 96 33-0), in dem steht, wer den Zuschuss erhalten soll, welche Ziele das Projekt hat, was es kosten wird und wie es durchgeführt werden soll. Sinnvoll ist es, zur Einschätzung des Vorhabens vorab eine kurze Projektskizze einzureichen.

Leo Frühschütz ‚/B‘ Info inklusive Förderrichtlinien der Stiftung findet man im Internet unter www.dbu.de

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