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Die korrupte Kartoffelrepublik    ■ Von Ralf Sotscheck

Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Eine Reihe irischer Geschäftsleute hielt sich jahrelang einen Premierminister und ließ sich dessen Pflege und Unterhalt etwas kosten. Schon während seiner Amtszeit, die mit Unterbrechungen von 1979 bis 1991 dauerte, staunten die Iren, dass ihr Premierminister Charles Haughey es schaffte, mit seinem Staatsgehalt in Saus und Braus zu leben, während es mit dem Land unter seiner Regierung stetig bergab ging. Er schaffte sich derweil Ländereien, Luxusvillen, Rennpferde, ein paar Yachten und eine Privatinsel an.

Inzwischen weiß die Nation, dass ihr Ex-Premier ein Halunke ist. Die genaue Schmiergeldsumme, die im Laufe der Jahre über den Tisch ging, ist noch unbekannt, dürfte aber zwischen 10 und 20 Millionen Pfund liegen. Außderdem hat er auch noch Spendengelder unterschlagen, die für eine Lebertransplantation seines Freundes und damaligen Außenministers, Brian Lenihan, eingegangen waren. Inzwischen ist auch Lenihan eingegangen.

Haughey ist 78, aber er flunkert noch genauso gerne wie früher. Vor der Untersuchungskommission sagte er, eine Spende über 20.000 Pfund sei versehentlich auf das Konto von Celtic Helicopters eingezahlt worden, das sei reine Schusseligkeit gewesen. Wie gut, dass die Hubschrauberfirma Haugheys Sohn Ciaran gehörte. Der gab seinem Vater das Geld später sauber gewaschen zurück, auf dem Lenihan-Spendenkonto ist es nie angekommen.

Die Rechnungen für seine Hemden bezahlte er dagegen mit Steuergeldern. Natürlich waren es nicht irgendwelche Hemden: Er ließ sie bei Charvet in Paris aus ägyptischer Baumwolle maßanfertigen. Die Rechnung belief sich alleine 1991 auf knapp 16.000 Pfund, dazu ein Jackett mit goldenen Knöpfen für 6.000 Pfund, denn ein Premierminister kann ja nicht hemdsärmelig herumlaufen.

Die damalige Ministerin Maire Geoghegan-Quinn sagt, sie habe an seiner Kleidung nichts Besonderes gefunden, im Gegenteil: Er habe immer etwas schäbig ausgesehen. Besonders seine Socken waren merkwürdig: „Sie sahen aus wie Damenstrumpfhosen.“ Heute weiß sie, dass es Seidenstrümpfe waren, die nicht viel billiger als die Hemden waren. Die Schecks für Charvet mussten von Haugheys Parteifreund Bertie Ahern gegengezeichnet werden. Ahern ist heute irischer Premierminister. Ein würdiger Nachfolger, so ist wenigstens die Kontinuität gewahrt.

Die irischen Medien nehmen dem Ex-Premiergauner vor allem seine Undankbarkeit übel: Wenn er sich schon von einem Kaufhausbesitzer kaufen ließ, hätte er doch im Gegenzug wenigstens seine Klamotten bei ihm kaufen können. Die meisten Politiker halten im Fall Haughey lieber die Schnauze, schließlich haben sie genauso viel Dreck am Stecken. Eine Untersuchungskommission hat eine Liste von 124 Leuten aufgestellt, fast alles hochrangige Politiker, die jahrelang systematisch Steuern mit Hilfe eines fingierten Kontos auf den Cayman-Inseln hinterzogen haben. Nun versuchen alle Parteien verzweifelt, die Liste geheim zu halten. Es geht um 50 Millionen Pfund. Ein Klacks im Vergleich zu Haughey. Eigentlich bewundernswert, wie der Mann ein Politikerleben lang ein ganzes Land zum Narren gehalten hat.

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