■ die anderen: „Havre Presse“ (Le Havre) zum Anan-Besuch im Kosovo / „The Times“ (London) über Lafontaine auf der Frankfurter Buchmesse / „Wremja MN“ (Moskau) zum Militärputsch in Pakistan
„Havre Presse“ (Le Havre) zum Anan-Besuch im Kosovo: Bei der Geburt des kleinen Adnan Mevic in Sarajevo, mit dem die Weltbevölkerung auf sechs Milliarden angeschwollen ist, war der UN-Generalsekretär im siebten Himmel: Das Ereignis symbolisierte in seinen Augen den Frieden. Aber der Hass hat ihn schnell wieder eingeholt: Praktisch zur selben Zeit wurde auf einer Straße in Pristina ein bulgarischer UN-Mitarbeiter ermordet, weil er eine Frage in serbischer Sprache beantwortet hatte. Das befriedete und multiethnische Kosovo, das Bill Clinton versprochen hat, ist noch weit davon entfernt, wieder zur Ruhe gekommen zu sein.
„The Times“ (London) über Lafonataine auf der Frankfurter Buchmesse: Indem Lafontaine sein Buch für einen erbitterten Zweikampf mit dem Kanzler benutzt, hat er zwischen sich und den loyalen Sozialdemokraten, die ihn einst bewunderten, das Tischtuch zerschnitten. Je mehr Publizität das Buch bekommt, desto mehr stellt er den linken Flügel der Sozialdemokraten bloß. Die Linke hatte gerade neue Kräfte für einen Gegenschlag auf dem Parteitag im Dezember gesammelt, um Schröder von seinem Blair-Kurs abzubringen. Doch jetzt findet sie sich in der Wüste wieder – genauso wie ihr einstiger gemeinsamer Held.
„Wremja MN“ (Moskau) zum Militärputsch in Pakistan: Obwohl die neue Führung sich die Zeit für eine „Selbstidentifizierung“ nimmt, kann man schon aus indirekten Merkmalen den Schluss ziehen, dass das neue Kabinett proislamisch sein wird. Die Ideen des muslimischen Fundamentalismus haben in den letzten Jahren unter den pakistanischen Offizieren große Verbreitung gefunden. Die Machtübernahme durch die Islamisten in Pakistan sollte eigentlich zur ernsthaften Probe für die USA werden. Die auffällige Kaltblütigkeit Washingtons kann nur damit erklärt werden, dass man bestrebt ist, eine gemeinsame Sprache mit der neuen Verwaltung zu finden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
