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Emssperrwerk: Eile um Eilantrag

■ Meyer-Werft läuft wegen Großauftrags die Zeit davon

Papenburg. Im Emsland herrscht höchste Anspannung vor der Gerichtsentscheidung zum Bau des Emssperrwerks bei Gandersum. „Die Richter basteln an dem Eilbeschluss“, sagte der Sprecher des Oldenburger Verwaltungsgerichtes, Bernhard Leemhuis, gestern, ohne einen konkreten Termin zu nennen. Zugleich läuft der Papenburger Meyer-Werft die Zeit davon. Unternehmenssprecher Peter Hackmann sagte, „es geht jetzt um Tage, sonst verlieren wir möglicherweise einen Großauftrag“. Das Gericht muss über einen Eilantrag von Umweltschützern über den aufgehobenen Baustopp befinden.

Die Meyer-Werft hat Vorverträge zum Bau von zwei Kreuzfahrtschiffen, die nur mit Hilfe des Sperrwerkes von Papenburg in die Nordsee gelangen können. Der normale Tiefgang der Ems reicht für die immer größeren Schiffsbauten der Meyer-Werft nicht aus. „Unsere Partner erwarten in den nächsten Tagen eine definitive Antwort, ob wir die Schiffe bauen können“, sagte Hackmann. „Sonst geht der Auftrag vielleicht ins Ausland“. „Die Anspannung ist auch in der Belegschaft sehr groß“, meinte der Betriebsratsvorsitzende Helmut Plöger. „Die rund 2.000 Mitarbeiter haben große Angst um ihre Arbeitsplätze.“

Der Umweltverband WWF kündigte für heute eine neue Stellungnahme zur Klage gegen das Sperrwerk an. „Das Verwaltungsgericht hat uns diese Frist gesetzt“, sagte eine Sprecherin des WWF in Bremen. Mehrere Umweltschutzverbände laufen seit langem Sturm gegen das Emssperrwerk. Sie befürchten durch das Aufstauen des Flusses ökologische Schäden wie das Massensterben von Fischen oder die Überschwemmung von Brutgebieten für Vögel. Während die EU die Befürchtung eines großen Fischsterbens teilt, hält die Bezirksregierung Weser-Ems sie für „völlig abwegig“.

Die Behörden haben das Sperrwerk als Küstenschutzmaßnahme gegen Sturmfluten geplant. Zugleich soll es die Überführung von Kreuzfahrtschiffen der Meyer-Werft zur Nordsee erleichtern. Die Umweltschützer sehen darin eine verdeckte staatliche Förderung der Werft. Die Bauarbeiten für das 350-Millionen-Projekt begannen bereits vor gut einem Jahr, wurden aber zwei Monate später wieder eingestellt, weil Umweltverbände vor Gericht einen Baustopp erwirkten. Dieser wurde im August wieder aufgehoben, nachdem die Bezirksregierung die Pläne nachgebessert hatte. Die Umweltschutzverbände zogen wieder vor das Verwaltungsgericht. dpa

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