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„Schmeißen Sie Ihre Zahlen weg“

Ehemalige Vorstände der bayerischen Hypo-Bank wiesen ihre Mitarbeiter an, die Bilanz zu fälschen. Sieben Bankmanager traten gestern zurück  ■   Von Hannes Koch

Berlin (taz) – Wieviel kriminelle Energie im Vorstand einer angesehenen deutschen Großbank stecken kann, erfährt die Öffentlichkeit jetzt in allen Einzelheiten. Laut Ermittlungsprotokollen der Münchner Staatsanwaltschaft wies ein Mitarbeiter der bayerischen Hypo-Bank 1997 seinen Vorstand darauf hin, dass bei Immobilienprojekten ein Verlust von bis zu 2,2 Milliarden Mark drohe. Darauf habe Bankvorstand Werner Münstermann erklärt: „Die Zahlen müssen weg.“ Dann sei der Mitarbeiter angewiesen worden, seine Aufzeichnungen zu zerreißen. Das Magazin Stern veröffentlichte die Zitate gestern, die Staatsanwaltschaft hat sie inzwischen bestätigt.

Damit gewinnt eine der heißesten Kriminalgeschichten der bundesdeutschen Bankgeschichte deutliche Konturen. Nach einem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO hat der Hypo-Vorstand potenzielle Verluste von 3,63 Milliarden Mark nicht in die Bilanz des Jahres 1997 geschrieben. Deswegen ermittelt die Staatswaltschaft gegen acht Banker wegen des Verdachts der Untreue und der Verletzung der Berichtspflicht. Sieben von ihnen traten gestern während der Aufsichtsratsitzung der inzwischen zur HypoVereinsbank fusionierten Bank zurück, darunter auch der ehemalige Bilanzchef im Vorstand, Werner Münstermann.

Indem er die potentiellen Verluste bei Immobiliengeschäften in Ostdeutschland verschwieg, schönte der Vorstand die Bilanz der Bank. Damit verbargen die Manager ihre eigene Misswirtschaft und verhinderten, dass der Aktienkurs zu sehr in den Keller ging. Davon profitierte damals unter anderem die Allianz-Versicherung, der 22 Prozent der Hypo-Bank-Anteile gehörten.

Das Land Bayern hingegen zahlte drauf. Denn 1998 fusionierte die Hypo-Bank mit der Bayerischen Vereinsbank, an der das Land 14 Prozent der Aktien hielt. Die Vereinsbank übernahm im Zuge eines Aktientausches die minderwertigen, zu hoch gerechneten Hypo-Aktien.

Bereits ohne die nun aufgeflogene Bilanzfälschung hatte die Hypo-Bank früher schon herbe Verluste zu verkraften. 1998 räumte der Vorstand faule Kredite in Höhe von 3,5 Milliarden Mark ein. Nachdem die ehemaligen Vorständler gestern ihren Rücktritt angekündigt hatten, stieg der Kurs der Hypo-Bank-Aktie um fast einen Euro.

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