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Auf Du und Du mit DaewooWeniger Jobs?

■ Beirat Vegesack ist stink-sauer über die Bremer Daewoo-Vulkan-Verplaner

„Der Beirat ist hinter's Licht geführt worden. Sie haben ihn – möglicherweis sogar bewusst – nicht richtig in der Öffentlichkeit informiert.“ Rainer Buchholz, Sprecher der CDU-Beiratsfraktion Vegesack, fuhr schwere Geschütze auf gegen die Besucher, die am Mittwoch Abend über den Stand der Dinge in Sachen Daewoo-Ansiedlung auf dem ehemaligen Vulkan-Gelände informieren sollten.

Je ein Vertreter der Bremer Investitionsgesellschaft, des Wirtschaftssenators und der Bremer Wirtschaftsförderungs-GmbH hätten dort eigentlich Stellung nehmen sollen. Der Beirat befürchtet, dass die geplante Ansiedlung eines Auto-Umschlagzentrums in Vegesack möglicherweise nicht so viele Arbeitsplätze schafft wie erst vermutet und außerdem bei Unternehmen, die dort bereits ansässig sind, Jobs kostet.

Doch die einzige konkrete Zahl, die den Behördenvertretern neben vielen Worthülsen zu entlocken war, sorgte für Aufregung. 250 neue Arbeitsplätze waren den Vegesackern durch die Ansiedlung der Daewoo-Europa-Verwaltung, des Daewoo-Partners und Autoverschiffers Egeland und eines Teile-Centers bei der Beiratssitzung am 10. Mai dieses Jahres garantiert worden. „Nur deshalb haben wir die Fakten, die der Senat durch den Vertrag mit Daewoo an den demokratischen Gremien vorbei schon im April geschaffen hat, geschluckt,“ erklärte Buchholz.

Nun musste der Vertreter des Wirtschaftssenators einräumen, dass noch unklar sei, wo in Bremen das Teile-Center angesiedelt wird und dass deshalb nur noch 200 neue Arbeitsplätzen sicher sein.

Nicht nur Buchholz platzte da der Kragen. Auch Raimund Koch von den Grünen erklärte: „Der Millionenaufwand für diese Ansiedlung steht in keinem guten Verhältnis zu den erwarteten, realistischen Arbeitsplatzzahlen.“ Denn die für Daewoo geplante Erschließung des Geländes bringe wenig und gefährde Arbeitsplätze bei den bereits neu angesiedelten Firmen.

Koch beklagte in diesem Zusammenhang das geplante Zuschütten des Vulkan-Trockendocks und das Schleifen eines küstenweit einzigartigen Bocckrans mit 450 Tonnen Hubkapazität. „Hier wollen Sie für eine ungewisse Autoliefer-Zukunft Fakten schaffen, die das Ende des Großschiffbaus in Vegesack bedeuten.“

Argumente dagegen hat der Beirat seiner Ansicht nach genug: 164 Beschäftigte haben zum Beispiel bei der Firma der Stahlbau Nord mit dem Yachtbau reichlich zu tun. Werden die geplanten Erschließungsmaßnahmen umgesetzt, will die Firma die Stammbelegschaft um die Hälfte reduzieren.

Die einzig erfreuliche Neuigkeit aus Sicht der Bremen-Norder: Die ohnehin überlastete Löhstrasse, eine enge Wohn-straße, spielt keine Rolle mehr in den verkehrsplanerischen Überlegungen des Bauamts zur Erschließung des Areals.

Doch wie lange der Bau einer Zugangsstraße von der B 74 zum Vulkan-Gelände dauern soll und wann die angedachte Schienenverbindung zum Bahnhof Blumenthal steht, ist unklar. Der Beirat forderte deshalb die Vorlage eines verbindlichen Zeitplans und ein Nachtfahrverbot für die Zulieferer. „Denn so wie die Planung ist, steht nur fest, dass die Lindenstraße das ganze nächste Jahr über mit LKW verstopft ist, bis die neuen Straßen dann fertig sind. Das ist keinem zuzumuten,“ sagte CDU-Sprecher Buchholz. L.R.

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