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Schnapp

■ Fanny Müller:

Morgens gegen 11 Uhr gehe ich zum zweiten Frühstück zu Emilia am Schulterblatt, wo es die leckeren portugiesischen Croissants gibt. So oft gehe ich nicht mehr hin, weil da jetzt so viele schicke junge Leute rumstehen, die ein Drehbuch unter dem Arm tragen oder im dicksten Gewühl schwierige Bücher lesen. Solange da nur Portugiesen rumstanden, die ich nicht verstehen konnte, war es viel gemütlicher. Diesen Morgen jedenfalls werde ich vorher von einem Punk angehalten. Er öffnet vorsichtig seine Jacke: „Wolln Sie billig Schnaps kaufen? Schangtreh, Konjak, so was?“ Ich lüge, daß ich keinen Schnaps trinke. „Oder Kaffe, Pfund vier Maak?“ Da kommt man schon ganz anders ins Grübeln. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie nebenan ein Polizist die Tür der Bar „Daniela“ mit einem Kuhfuß aufbricht. „Und der da?“ sage ich. „Macht nix. Annere Abteilung.“

Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Heute verzichte ich lieber auf das Geschäft.

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