■ Soundcheck: DJ Spinna / One Love Hi Pawa
Heute: DJ Spinna. Die bloße Erwähnung seines Namens sorgt in den Kreisen der Independent-HipHop-Lover in der Regel für helle Aufregung. Und warum der ganze Alarm? Weil Spinna auf ein Ouvre verweisen kann, das einem alten Kampfbegriff zu neuem Glanz verhilft: Versatilität. Auf den ersten Blick mag man Spinna locker im Umfeld des Indie-Kolosses Rawkus ansiedeln, doch für die Bewertung seiner Arbeit taugt dies nur unzureichend. Kennen ihn true HipHop-Heads noch von seiner Urformation The Jigmasters, so schätzen ihn Fortgeschrittene für seine Produktionen auf den hochgelobten Compilations Soundbombing II und The Beyond Real Experience. Andere wiederum preisen sein Talent, Gruppen wie De La Soul und Das EFX mit Remixen ungewohnte Momente abgerungen zu haben, während die nächsten auf seine Werkbearbeitungen von Night-mares On Wax, 4 Hero oder Rae & Christian verweisen. Und dazwischen hat er noch die Zeit gefunden, sein eigenes Album Heavy Beats Vol.1 fertig zu stellen – welches in der US-amerikanischen HipHop-Presse wenig gut gelitten ist. Was eigentlich nicht weiter verwundert, sagt man DJ Spinna ein fast schon europäisches Soundverständnis nach. Was heißt: viel Risiko, viele Experimente. So auch, wenn er seine Plattenkiste packt. Hardcore-Hip-Hopper stößt er dabei genauso vor den Kopf wie jene, die vor ein paar Monaten in Erwartung eines Deep-Techno-Sets bei Theo Parrish ratlos in die Runde schauten, als dieser über Stunden mit rarem bis populistischem Funk seine Runden drehte. Spinna ist berühmt dafür, sein Publikum auf eine Reise zu schicken, die bei Soul und Rare Groove beginnt, dann Disco in HipHop überführt, gezielt europäische Elektronik einrührt und mit Deep House seine Erfüllung findet. Seine Lieblingscharts zieren entsprechend jede Menge abseitige Klassiker: Stevie Wonders „Too High“, Kraftwerks „Computerwelt“ oder „Bang – You're Mine“ von Bang The Party. Im Gegensatz zu Theo Parrish kann man davon ausgehen, dass er keine Geschichtsstunde erteilen möchte, sondern einfach nur das Haus rocken wird. Wer DJ Spinna danach immer noch nicht kennt, hat HipHop '99 verpennt. Ralph H. Christoph
Mojo Club, 23 Uhr
Heute: One Love Hi Pawa. Vom italienischen No.1-ReggaeSoundsystem kann sich so mancher Soundboy eine Dubplate abschneiden – traten die nämlich einst mit Buju Banton auf. Der wird heute durch die Locals von Lovetank ersetzt. Auch gut. Htob
Schlachthof, 23 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen