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Tee und THC

■ Gekonnt fleddern sich die Zitat-Popper Beta Band durch die Musikgeschichte

Braveheart hat ihnen bestimmt gut gefallen. So zumindest kündet es aus dem sozialen Verhalten der Beta Band, die, wenn auch nur zu 3/4 schottisch, den ewigen Kampf gegen die englischen Ursupatoren mit postmodernen Waffen fortführt. Manchmal sogar mit ganz einfachen Mitteln und dann gegen die ganze verlogene mediale Welt. Ein Gespräch mit diesen Männern gleicht einem Verhör, beschränken wir uns also darauf, ihre künstlerischen Errungenschaften zu preisen.

Dazu gibt es für alle an Musik interessierten Menschen, die nicht lesen wollen, dass dies eine Band ist, die die Dichotomien Land-Stadt, Noise-Pop, Alt-Neu, Akustik-Elektronik, Zitat-Original, Struktur und Chaos mit einem ganzen Flohmarkt voller Leben füllt, einen hübschen Begriff zum Kauen: Post-Rave-Lo-Fi-Psychedelic-Art-Rock-Hop. Nicht gut? Lieber vier Buchstaben und ein Ausrufezeichen? Wie zum Beispiel Beck!. Oder Spacemen 3, die ambienten KLF. Ja, das sind Abschlussarbeiten im alternativen Pop-Geschichtsworkshop. Das ist die Beta Band.

Dafür gibt es zurecht Applaus. Denn die Beta Band ist wie ein zielsicherer Gang durch die Fächer eines geschmäcklerischen Plattenladens mit einer Stimmung zwischen Tee und THC. Damit wurden sie innerhalb kürzester Zeit zum Saisonmodell der Durchlauferhitzten. Zeigen, was man hat: die besten Platten aus HipHop, Dub, Exotica und Spacerock. Klassiker covern, ohne platt zu sein. Abdriften und doch strukturiert bleiben. Nett klingen, aber cool rüberkommen. Mit den deutlichsten Verweisen an Unsterbliches andocken, zum Beispiel The Roots Of Dub von King Tubby, dessen Cover-Gestaltung die Beta Band für ihre drei ersten EPs übernommen hat. Da ist er, der erste klare Link-Dub, die Mutter der Remixe. Bevorzugt in seiner organisschen Form. Die Beta Band will nicht hinter Maschinen verschwinden. Die Beta Band will spielen und es hörbar machen.

John Mac Lean, Robin Jones, Richard Greenacre und Steve Mason sind Sound- und Zitatfledderer mit ausgeprägter Begabung zur charmanten Aneignung. Was immer sie einweben, verlässt den angestammten Ort und wird zum Bestandteil des dudelig-beseelten Beta Band-Kosmos. Die Methodik dazu heißt HipHop und ermöglicht über Rhythmus einzustreuen, abzubrechen, zu spielen, zu zitieren. Mehr noch als bei Beck ist die Musik zur Kultur nicht mehr zu erkennen, Grenzen verlaufen in der Session. Live werden sie krautig, laut und gemein sein. Be there or be square. Wie sie sagen würden, wenn sie etwas zu sagen hätten.

Holger in't Veld

Di, 30. November, 21 Uhr, Logo

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