: Fahrgastverband wütend: Ohne Abi kein VBB-Ticket
■ IGEB: Klemann hat's noch nie gebracht – Hoffnung auf Nachfolger mit Stehvermögen
Der Berliner Fahrgastverband (IGEB) hat vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) eine Rücknahme des VBB-Tarifsystems gefordert. Der seit 1. April dieses Jahres gültige gemeinsame Tarif für fast alle Verkehrsunternehmen Berlins und Brandenburgs habe sich als viel zu kompliziert und „benutzerunfreundlich“ erwiesen, klagte der IGEB-Vizevorsitzende Christfried Tschepe gestern. Wegen der Aufteilung des Verbundraums in etwa 1.500 Tarif-„Waben“ müssten Kunden beim Ticketkauf „mindestens Abitur gemacht haben, um damit zurecht zu kommen“.
Wer von Berlin aus in entferntere Regionen Brandenburgs fahren wolle, könne wegen fehlender Automaten den Fahrschein oft gar nicht erwerben, hob der IGEB-Vize hervor. Mittelfristig müsse der Tarif so vereinfacht werden, dass ohne größere Zusatzkosten alle Automaten auch alle Tickets ausgeben könnten. Außerdem sollte die geplante Tarif-Revision nicht schon zum 1. April kommenden Jahres umgesetzt werden, um Zeit für eine bessere Vorbereitung zu haben. Zudem bräuchten die Vertreter der Fahrgäste im VBB wieder eine Stimme. Derzeit arbeite der Verkehrsverbund nicht mit, sondern gegen die Verkehrsunternehmen der beiden Länder – das zeige sich etwa im Streit darum, ob die Haltestation „Flughafen Schönefeld“ weiter in der Tarifzone C bleiben oder nicht vielmehr in die Zone B – und damit ins Berliner Stadtgebiet – integriert werden sollte.
Der IGEB sieht die „unhaltbaren Zustände“ beim VBB auch als Folge eines Desinteresses von Seiten des „bisherigen Berliner Verkehrssenators“. Nach dem Ausscheiden von Jürgen Klemann (CDU) erhofft der Verband vom neuen Ressortchef eine bessere Vertretung der Kunden im VBB, stärkeres Engagement für einfachere und bezahlbare Tarife und ein Ende „kostenträchtiger Grabenkämpfe zwischen dem VBB und den Verkehrsunternehmen“. Wenn das „Management dritter Klasse“, das der derzeitige VBB-Geschäftsführer Uwe Stindt pflege, so weitergehe, müsse er seinen Posten verlieren. Philipp Gessler
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