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Neuseeland hat sich für den Wechsel entschieden

■ Die Labour-Partei gewinnt die Wahl und verdrängt die National-Partei von der Macht

Berlin (taz) – Nach ihrem deutlichen Wahlsieg am Samstag hat die Vorsitzende der neuseeländischen Labour-Partei und designierte Premierministerin gestern erste Vorgespräche zur Bildung einer Koalitionsregierung mit der linken Allianz-Partei geführt. Helen Clark traf in Auckland mit Allianz-Chef Jim Anderton zusammen. Die 49-Jährige wird bereits Neuseelands zweite Premierministerin, aber die erste vom Volk gewählte. Die Allianz, die sich in den 80er-Jahren von Labour abgespalten hatte, stellt wahrscheinlich vier Minister und mit Anderton den stellvertretenden Premier.

Nach dem vorläufigen Ergebnis steigerte sich Labour um 10 Prozent auf 38,9 Prozent der Stimmen und kommt damit auf 52 der 120 Sitze; die Allianz-Partei kam nur noch auf 7,9 Prozent, behält aber 11 Sitze. Die seit 1990 regierende konservative National-Partei von Jenny Shipley büßte 4 Prozent oder 6 Sitze ein und kam nur noch auf 41 Mandate; ihr rechter Koalitionspartner ACT-Partei behielt 9 Sitze. Der bisherige zeitweilige Koalitionspartner New Zealand First schaffte durch ein Direktmandat von Parteichef Winston Peters knapp den Wiedereinzug ins Parlament und erhielt mit 4,3 Prozent sechs Sitze. Die Grünen, die zum ersten Mal allein antraten, scheiterten mit 4,9 Prozent an der Fünfprozenthürde. Der stellvertretenden Parteivorsitzenden Jeanette Fitzimons fehlten ganze 144 Stimmen zur Erringung eines Direktmandats. Trotz schlechten Wetters war die Wahlbeteiligung mit über 90 Prozent sehr hoch.

Clark bedankte sich für die Unterstützung, die ihre Partei bei den Maoris, den Ureinwohnern, erhalten hatte, bei denen Labour überdurchschnittlich gut abgeschnitten hatte. Bereits im Wahlkampf hatte Clark die Erhöhung der Einkommensteuern für die Reichsten angekündigt, um die Sozial- und Bildungsausgaben erhöhen zu können. Nach 15 Jahren radikaler Marktreformen haben die Wähler jetzt für einen sozialeren Staat gestimmt. Sven Hansen

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