Jelzins Frieden in Bosnien

■ Rußland droht mit Aufhebung des Embargos

Moskau (dpa/taz) — Rußland hat den Westen gestern für das Scheitern des geplanten kroatisch-serbischen Gipfeltreffens verantwortlich gemacht. Der russische Präsident Boris Jelzin drohte damit, das Embargo gegen Rest-Jugoslawien einseitig aufzukündigen. Es sei an der Zeit, Rest-Jugoslawien „die Bürde der Strafmaßnahmen“ zu nehmen, sagte Jelzin bei seinem Treffen mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević. Außerdem forderte er ein Ende des kroatischen Angriffs in der bisher serbisch beherrschten Krajina. Der dortige Konflikt dürfe sich nicht auf Bosnien und Ostslawonien ausweiten. Milošević dankte Jelzin für die „richtige und gerechte Position“ Moskaus.

„Anscheinend hat jemand von den Führern der großen Länder des Westens Zagreb beeinflußt“, sagte Jelzin nach dem Gespräch mit Milošević. Kroatiens Präsident Franjo Tudjman hatte die Begegnung mit Milošević in Moskau am Vortag abgesagt. Er forderte, an einem solchen Treffen die bosnische Seite zu beteiligen. Ungeachtet des gescheiterten Jelzin-Gipfels will Rußland allerdings weiter zwischen den Konfliktparteien im ehemaligen Jugoslawien vermitteln. Moskau sei bereit, ein Treffen der Präsidenten von Serbien, Kroatien und Bosnien — Milošević, Tudjman und Alija Izetbegović — zu organisieren. Erneut schlug Jelzin ein Gipfeltreffen der führenden Mächte mit den drei Konfliktparteien in Ex-Jugoslawien vor.

„Die Kontaktgruppe und die Weltgemeinschaft müssen Kroatien dazu bringen, die internationalen humanitären Normen und die Rechte der serbischen Minderheit zu achten,“ sagte Jelzin. Die Sicherheit der UN-Truppen müsse gewährleistet sein. In Bosnien solle eine Lösung auf Grundlage des Friedensplans der Kontaktgruppe gefunden werden. gb