Heartshots, Executioner's Songs et cetera: 75 Prozent dafür
■ Todesstrafe in Zahlen
Es befinden sich derzeit 3.009 Verurteilte in den Todestrakten der USA, darunter 49 Frauen. 48 Prozent der Verurteilten sind Weiße, 40 Prozent Schwarze, acht Prozent Latinos. Das erste Todesurteil nach Wiedereinführung der Todesstrafe wurde am 17. Januar 1977 gegen Gary Gilmore im US-Bundesstaat Utah vollstreckt. Gilmores Schicksal beschrieb der Schriftsteller Norman Mailer in seinem Buch „The Executioner's Song“. 1993 veröffentliche Gilmores Bruder sein Buch „Shot in the Heart“. Der Titel bezieht sich auf die in Utah übliche Hinrichtungsform durch ein Erschießungskommando.
Erregte Gilmores Exekution noch nationale Aufmerksamkeit, so sind Hinrichtungen in den USA mittlerweile kaum noch den Lokalzeitungen eine Meldung wert. Seither sind 274 Todesurteile vollstreckt worden – die meisten in den Südstaaten Texas und Florida. Über 1.400 Todesurteile wurden im Verlauf des Berufungs-und Revisionsverfahrens aufgehoben, was auf die enorm hohe Quote an Fehlurteilen und Verfahrensfehlern hinweist. Trotzdem hat sich das Zahl der Befürworter der Todesstrafe in den USA in den letzten zwanzig Jahren bei konstant 75 Prozent eingependelt. Noch Ende der 60er Jahre war rund die Hälfte der Amerikaner dagegen. Für das „abolitionist movement“ gab es im konservativen Klima der letzten Jahre folglich kaum Erfolge zu verbuchen – im Gegenteil: Bei den Wahlen 1994 verlor der Demokrat Mario Cuomo nicht zuletzt aufgrund seiner Opposition gegen die Todesstrafe sein Gouverneursamt an den Republikaner George Pataki.
Neuen Auftrieb erhoffen sich die „abolitionists“ nicht nur durch die landes-und weltweite Aufmerksamkeit für den Fall Mumia Abu-Jamals, sondern auch durch die Nutzung neuer Kommunikationstechnologien. Nach einer ausführlichen Debatte über die Todesstrafe in elektronischen „townhall meetings“ stimmten 1994 die Bürger des Bundesstaates Iowa gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe.
Neue Kommunikationstechnologien werden inzwischen auch benutzt, um Proteste gegen drohende Hinrichtungen zu mobilisieren. Die Anwälte des Afroamerikaners Girvies Davis, der im Mai in Illinois exekutiert wurde, ließen Fotos und einen Appell von Davis über das Internet verbreiten. Auf dem „net“ wird unter alt. Death penalty oder alt. Politics radical left auch heftigst über den Fall Jamal diskutiert. Wer sich über Protestaktionen gegen drohende Exekutionen informieren will, kann dies über die e- mail-Adresse der „National Coalition to Abolish the Death Penalty“ tun: abolition§igc. Apc.oRg.
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