Das Portrait: Tod an der Front
■ John Schofield
Erst am letzten Samstag fuhr John Schofield nach Kroatien, um für die BBC zu berichten. Vorgestern wurde er bei seinen Recherchen erschossen.
Gemeinsam mit drei anderen BBC-Journalisten begleitete Schofield am Mittwoch einen britischen Hilfskonvoi von Karlovac nach Bihać. Als sie in der Nähe von Virginmost einige brennende Dörfer sahen, stiegen sie aus ihrem gepanzerten Fahrzeug, um zu filmen. Nach Berichten der BBC kamen sie plötzlich unter anhaltendes Feuer von der kroatischen Armee. Eine Kugel traf Schofield in den Hals und tötete ihn auf der Stelle. Zwei seiner Kollegen wurden verletzt, einer blieb unversehrt.
John Schofield wurde in Kroatien erschossen
Foto: Reuter
John Schofield war mit 29 Jahren kein unerfahrener Journalist. Nach dem Studium in Sussex ging er als Volontär zu dem privaten Fernsehsender ITN. Von 1987 bis 1994 arbeitete er als Redakteur für Channel 4. Seit Mai letzten Jahres war Schofield Redakteur beim BBC World Service. Wie man als Journalist unter Kriegsbedingungen arbeitet, lernte Schofield, als er für ITN über den Golfkrieg berichtete.
Bob Philis von der BBC beschrieb John als einen „guten und mutigen Reporter, der bei der BBC in hohem Ansehen stand“. War er am Mittwoch vielleicht zu mutig? Das kroatische Verteidigungsministerium sagte gestern, Schofield sei unter Umgehung von Kontrollen der kroatischen Armee in die Region gefahren. Dem Arzt in Karlovac sollen Schofields Begleiter gesagt haben, was ihnen zugestoßen sei, sei ihr eigener Fehler.
Kriegsberichterstattung ist immer eine Gratwanderung: Worüber muß ich berichten? Kann ich das Risiko eingehen? Wer sich im Krieg an alle Regeln hält, kann nicht unabhängig berichten. Allzuoft versuchen Militärs, die Presse an unabhängiger Berichterstattung zu hindern.
Schofield hat aber nicht einfach Pech gehabt. Er war Opfer eines gezielten Angriffes. Sein Team konnnte man als Journalisten klar erkennen. Sein Tod war kein Unfall, sondern Mord.
Schofield ist in diesem Jahr bisher der einzige Journalist, der im ehemaligen Jugoslawien erschossen wurde. Seit Beginn des Krieges starben nach Angaben der britischen Presse 76 Journalisten.
„Wir werden weiter über diesen schrecklichen Krieg berichten“, sagte BBC-Vorsitzender Marmaduke Hussey gestern. „Aber wir dürfen nie den Mut all derer vergessen, die uns die Nachrichten bringen.“ Pierre Van Hoeylandt
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