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Kohle für Sonne

Wer jetzt einen Antrag stellt, kriegt noch Geld für solare Aufrüstung. Für 2000 gilt vorerst ein Haushaltsstopp ■ Von Martin Kaluza

Auch im nächsten Jahr gibt es wieder Fördermittel, aber die werden vielleicht erst im Herbst ausgezahlt

Auch wenn das Thema Solarenergie in letzter Zeit immer häufiger diskutiert wird, auf den durchschlagenden Erfolg wartet die Nutzung der Sonne doch noch. Nur rund ein viertel Prozent der dafür geeigneten deutschen Hausdächer ist mit einem Sonnenkollektor ausgestattet. Nach Angaben des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management e. V. (B.A.U.M.) sind bisher in 200.000 Haushalten insgesamt zwei Millionen Quadratmeter Kollektoren für Solarwärme installiert. Technisch möglich wären hingegen 800 Millionen Quadratmeter. Das heißt einerseits, dass Solarenergie immer noch deprimierend wenig genutzt wird, andererseits, dass hier noch viel zur Begrenzung von Schadstoffemissionen getan werden kann.

Deshalb startet B.A.U.M., ein Zusammenschluss von 450 ökologisch ausgerichteten Unternehmen, gemeinsam mit Architek- ten-, Solar- und Naturschutzverbänden die Kampagne „Solar – na klar“. Die Ziele der nichtkommerziellen Kampagne sind hoch gesteckt: Indem vor allem Eigenheimbesitzer auf die Idee gebracht werden, sich Wärmekollektoren aufs Dach zu stellen, soll in den nächsten drei Jahren die Zahl der jährlich installierten Anlagen von 50.000 auf 400.000 gesteigert werden. Das würde uns jährlich knapp 400.000 Tonnen Emission des Treibhausgases Kohlendioxid ersparen.

Eine herstellerneutrale Broschüre zeigt den Verbrauchern, die sich noch nicht so gut mit Solartechnik auskennen, wie diese Art der Energiegewinnung funktioniert und wo sie – von der Brauchwasserwärme bis hin zur Heizungsunterstützung – eingesetzt werden kann. Fotos, Grafiken und Tabellen zeigen praxisorientiert, wie es möglich ist, bis zu 60 Prozent des Warmwasserbedarfs mit Sonnenenergie zu decken. Wer Nägel mit Köpfen machen will, findet außerdem Adressen von Handwerksbetrieben und eine Übersicht über bestehende Fördermöglichkeiten.

Politischen Rückenwind bekommt die bundesweite Kampagne durch das Wirtschafts-, das Forschungs- und das Bauministerium, die Schirmherrschaft haben Bundeskanzler Gerhard Schröder und Umweltminister Jürgen Trittin übernommen.

Eine ähnliche Aktion läuft in Berlin bereits seit Mai dieses Jahres. Die „Berliner Solarkampagne“, gemeinsam vom B.U.N.D. und dem Bund der Energieverbraucher (BDE) organisiert, richtet sich an Berliner Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern. Ein Infomobil hat im Sommer bei vierzig Terminen vor allem die Außenbezirke angefahren, denn dort sei die Nutzung von Sonnenenergie viel weniger verbreitet als in Westdeutschland.

Die Berater müssen erst einmal Vorurteile aus dem Weg räumen: „Viele glauben immer noch, Solaranlagen wären unheimlich teuer“, meint BUND-Sprecherin Carmen Schultze. Wenn die Investitionskosten nach zehn bis fünfzehn Jahren wieder eingespart seien, werde die Sache jedoch richtig günstig. Schultze: „Newcomern muss man außerdem sagen, dass die Anlagen auch bei bedecktem Himmel Sinn machen. Die Sonne muss da nicht draufknallen.“

Die Aktion stieß auf gute Resonanz: Von etwa 800 ernsthaften Interessenten stellten allein 300 bei der Investitionsbank Berlin (IBB) den Antrag auf Senatsförderung, 250 davon sollen bereits bewilligt sein. Wer sich schon entschlossen hat, sein Häuschen solar aufzurüsten, sollte sich beeilen: Wer bis Ende des Jahres seinen Antrag bei der IBB einreicht, fällt auch dann noch in den Fördertopf von 1999, wenn nicht alle Unterlagen beisammen sind. Für das nächste Jahr hingegen gilt fürs Erste ein Haushaltsstopp. Schultze: „Zwar wird es auch 2000 wieder Fördermittel geben, aber die werden vielleicht erst im Herbst ausgezahlt.“

Die 38-seitige Broschüre „Solar – na klar“ kann kostenlos über die Telefonnummer (01 80) 5 00 18 71 oder über das Internet unter www.solar-na-klar.de bestellt werden. Die Hotline der „Berliner Solarkampagne“: (0 30) 78 71 45 82

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