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Mr. Macau spielt nie

Stanley Ho, Besitzer von zehn Casinos, hat politische Kontakte zu Lissabon und Peking

Macau (taz) – Ein zierlich geschmiedetes Eisengitter verwehrt den Weg zum Allerheiligsten im berühmten Casino-Hotel „Lisboa“ von Macau: Hier liegt das Büro von Stanley Ho, dem reichsten und schillerndsten Mann in der portugiesischen Enklave, die seit heute wieder zu China gehört.

Obwohl er in diesen Tagen beharrlich lächelt, ist der 78-Jährige Vater von mindestens 17 Kindern und Partner von mindestens vier Frauen besorgt: Was wird aus seinem Glücksspiel-Imperium, wenn Peking das Sagen hat? Im Jahr 2001 endet Hos Casino-Monopol, das er seit 1961 gegen alle Konkurrenten verteidigen konnte. Der neue chinesische Chef der Verwaltung der Sonderverwaltungsregion, Edmund Ho (nicht mit Stanley verwandt), schweigt sich noch aus, ob er künftig Lizenzen auch an andere Bewerber vergeben will.

Die Karriere des Dollarmilliardärs ist untrennbar verbunden mit dem Aufstieg des Territoriums von einem portugiesischen Außenposten zum „Las Vegas Asiens“. Zwar zog es spiellüsterne Menschen aus der Region schon im letzten Jahrhundert nach Macau. Doch richtig zur Sache ging es erst, als Ho Hung Sun – so sein chinesischer Name – Anfang der sechziger Jahre auf den Plan trat.

Seine „Sociedade de Turismo et Diversoes de Macao“, deren Herzstück 10 Casinos sind, baute er zu einem weit verzweigten Imperium aus. Er besitzt heute unter anderem große Teile des Hafens und alle Fähren zwischen Hongkong und Macau, Anteile am Flughafen, an der Gesellschaft „Air Macao“, am Radio- und TV-Sender. Vorausschauend hat er sich das Monopol auf das Internet-Glückspiel für Macau gesichert. Ohne Ho wäre Macau ein armes Gemeinwesen: Seine Unternehmen füllen die öffentlichen Kassen zu fast sechzig Prozent. Fotos mit führenden Politikern auf seinem Schreibtisch und Plaketten an den Wänden seiner Büros zeigen, dass Ho beste Beziehungen zu den Kommunisten in Peking ebenso wie nach Lissabon pflegte. Er ist Mitglied in der Beratenden Volksversammlung in Peking.

Wenn Stanley Ho über das Geheimnis seines Erfolges befragt wird, hat er eine schlichte Antwort: „Ich spiele niemals.“

Jutta Lietsch

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