Standbild: Ritt der Tataren
„Der Kurier des Zaren“, Mo., 27. 12., 20.15, ARD
Raimund Harmstorf war der König aller Weihnachtsvierteiler, in denen er bisweilen die unvorstellbarsten Schmerzen zu erdulden hatte: Als „Der Kurier des Zaren“ wurde ihm zum Beispiel mit einem glühenden Eisen die Sehkraft genommen, geweint hat Harmstorf natürlich auch da nicht. Doch Thirtysomethings wissen: Die machen heute einfach keine Weihnachtsvierteiler mehr wie früher. Das fängt doch schon damit an, dass diese Produktionen überhaupt erst nach Weihnachten ausgestrahlt werden. Eben wie die erneute Fernsehadaption von Jules Vernes „Der Kurier des Zaren“: In dem deutsch-italienischen Abenteuerallerlei wurde der Part des bärbeißigen Harmstorf von einem Eisdielenbesitzer übernommen, der Paolo Seganti heißt und sich dann auch noch so aufführte, als bereite er sich auf einen Auftritt im „Raffaelo“-Werbespot vor. Kann es so einer mit den hinterhältigen Tataren aufnehmen? Na ja, wenn sie etwa von Hardy Krüger jr. dargestellt werden, kann die Bedrohung kaum so groß. Der tobte nämlich als schurkischer Iwan Ogareff so Furcht einflössend wie ein verwöhnter Bengel, der von seinen Eltern schon wieder die falschen Inline Skates zu Weihnachten geschenkt bekommen hat. Um die Mängel der Mimen wett zu machen, wurde in der Neuauflage von „Der Kurier des Zaren“ einfach unglaublich viel geritten. Von wo nach wo, wurde allerdings nie ganz klar. Auch wenn die Charaktere über weite Strecken umständlich und hölzern monologisierten, als agierten sie in einem Hörspiel. Aber mal ganz ehrlich: Mütterchen Russland wird so ganz bestimmt nicht gerettet. Raimund Harmstorf, wir vermissen dich. Christian Buß
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