Entwicklungsländer brauchen Hilfe gegen radikalen Islamismus: Zum Schutz der Demokratie
Die meisten Flugzeugentführungen enden mit der Freilassung der Geiseln und mit dem Tod oder der Verhaftung der Geiselnehmer. Dennoch hält die geringe Erfolgsquote Attentäter nicht davon ab, es immer wieder zu versuchen. Nirgendwo sonst bietet sich diese attraktive Kombination einer kompakten Masse von Geiseln und ihrer hohen Mobilität über Staatsgrenzen hinweg. Die Industriestaaten sind der Luftpiraterie mit Hilfe eines dichten Sicherheitsnetzes über dem Flugverkehr weitgehend Herr geworden. Entwicklungsländer versuchen solche Maßnahmen zwar immer wieder zu kopieren. Doch so lange dort der Staat Bürokratie mit Effizenz verwechselt und lächerliche Einkommen zur Bestechung einladen, bleibt er verletzlich.
Indien ist nicht Israel. Eine Gesellschaft, in der sich Armut mit ethnischer und sozialer Fragmentierung verbindet, kämpft jeden Tag, in den Worten von V. S. Naipaul, gegen „eine Million Aufstände“. Dass Indien ein „weicher Staat“ genannt wird, kommt aber auch daher, dass das Land trotz seiner 800 Millionen Armen am Experiment der Demokratie unbeirrt festgehalten hat. Im Konflikt mit Ideologien, welche autoritäre Gehorsamsmuster an die Stelle der mühsamen Demokratie setzen, bleibt das Land so schwach wie unsere westlichen Demokratien, doch ohne deren Effizenz.
Wer Indien helfen will, seine demokratische Offenheit zu bewahren und sich dennoch vor Geiselnehmern zu schützen, darf es nicht bei Blaupausen für Flughafensicherheit belassen. Die Solidarität der westlichen Länder sollte sich auch darin äußern, dass sie klar – und ehrlich – Stellung gegenüber dem islamischen Extremismus beziehen. Die Alternative dazu ist offenbar: Immer häufiger werden Menschenrechte verletzt – und immer mehr nukleare Sprengköpfe explodieren –, wenn auch bislang nur zu Testzwecken. Auf der Gegenseite werden Geiseln genommen, darunter immer wieder Bürger westlicher Staaten. Bernard Imhasly
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