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Anna und der König

USA 1999, Regie: Andy Tennant; mit Jodie Foster, Chow Yun-fat, Bai Ling u.a.; 140 Min.

Purer Kitsch! Wie konnte Jodie Foster nur diesen Fehlgriff tun. Naja, auch sie wird älter, da lag die Rolle der englischen Gouvernannte wohl nahe. Die Geschichte wurde bereits zweimal verfilmt, aber auch das konnte niemanden abhalten.

Darum geht s: Im Jahre 1862 tritt die englische Offizierswitwe Mrs. Anna Leonowens (die einst bewunderte Jodie Foster) mit ihrem kleinen Sohn Louis eine nicht nur im geographischen Sinne weite Reise an, um am Hofe des Königs von Siam (Ballerkönig Chow Yun-fat) ihren Lebensunterhalt als Lehrerin zu verdienen. Siam (heute Thailand) war damals eines der wenigen ostasiatischen Länder, das im Angesicht des europäischen Kolonialismus seine Unabhängigkeit bewahren konnte - um den Preis einer fast totalen territorialen und kulturellen Abschottung nach außen. König Mongkut, von seinen Untertanen wie ein Gott verehrt, ist nicht nur ein absolutistischer Herrscher mit unbegrenzter Machtfülle (so ähnlich wie Helmut Kohl einst bei uns), sondern auch ein ziemlicher Lustmolch: Mit 23 Ehefrauen und 42 Konkubinen hat der potente Potentat bisher 58 Kinder gezeugt - in den Augen der viktorianischen Witwe Anna ein Ausdruck heidnischer Zügellosigkeit. In einem Land, in dem Frauen auf einer Stufe mit den Wasserbüffeln stehen, muß die couragierte Engländerin sich bei dem Herrscher und seinen Hofschranzen jedes bißchen Respekt erkämpfen, mit Charme, mit Witz und mit resolutem Auftreten. Und Mrs. Anna ist dabei ach recht erfolgreich, was man schon daran erkennt, dass sie, durchaus ehrerbietig, mit „Sir“ angeredet wird - und dass König Mongkut immer häufiger ihre Gesellschaft sucht. Und da sich auch bis Siam herumgesprochen hat, wie leidenschaftlich britische Offizierswitwen sein können wenn...Vorher muß der König aber noch schnell einen Krieg führen, aber dann... Scheiß auf die 23 Eherfrauen und 42 Konkubinen! Das ganze bunte Ding ist zwar ein wenig klischeereduzierter und (natürlich) politisch korrekter als die beiden ersten Verfilmungen des Stoffes, trotzdem bleibt es ein kitschiges Märchen für Mauerblümchen - auch wenn mit Chow Yun-fat erstmals ein Asiate für die Königsrolle eingesetzt wurde. Im Unterschied zu den Vorgängern nimmt sich dieser Film aber viel zu wichtig.

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