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■ Ängste im Ausland wegen Haider

Während sich in Österreich selbst nur wenige Stimmen finden, die – wie unsere Interviewpartnerin Johanna Dohnal – angesichts der kommenden Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ des Jörg Haider schlimme Befürchtungen hegen, reagiert das Ausland überaus skeptisch. Frankreichs konservativer Staatspräsident Jacques Chirac und sein sozialistischer Ministerpräsident Lionel Jospin äußerten sich „besorgt und beunruhigt“ über die Entwicklung. Allerdings, so Jospin, seien historische Vergleiche nicht angebracht: „Es droht kein Nazismus, die Juden in Österreich sind nicht in Gefahr“, sagte er bei der Internationalen Holocaust-Konferenz in Stockholm.

Auf der gleichen Konferenz brachte Israels Ministerpräsident Ehud Barak erneut die Sorgen Israels zum Ausdruck. Israel hatte bereits gedroht, im Falle einer Regierungsbeteiligung Jörg Haiders seinen Botschafter aus Wien abzuziehen. Österreichs unterlegener sozialdemokratischer Noch-Bundeskanzler Viktor Klima entgegnete, er wisse, dass viele Delegierte wegen des FPÖ-Einflusses besorgt seien. Der Massenmord an den Juden, sagte Klima mit Blick auf Haider, sei das schwerste Verbrechen des Jahrhunderts gewesen, und wer das nicht deutlich sage, habe nicht das nötige Verantwortungsbewusstsein, um ein öffentliches Amt zu übernehmen. Allerdings sei Österreich eine stabile Demokratie und werde es auch bleiben.

In Berlin zeigte sich Andreas Nachama, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, „sehr betroffen“ über die FPÖ-Regierungsbeteiligung. Es werde nicht funktionieren, warnte Nachama, Haider einfach in die Regierung einzubinden: „Genau das hat man am 30. Januar 1933 in Deutschland auch gedacht. Sind die einmal in der Regierung, wird man sie schon domestizieren. Ich bin sehr, sehr skeptisch, ob das hier gelingen wird,“ sagte Nachama in NTV. pkt

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