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Nahost: Taten statt Verhandlungen

Israel und Syrien machen miteinander, was sie am besten können: Sie führen über ihre Marionetten Krieg im Libanon. Gespräche liegen auf Eis ■ Aus Jerusalem Susanne Knaul

Der Stabschef der israelischen Armee, der Luftwaffenchef und der Kommandant für den nördlichen Sektor waren sich einig: Auf die Ermordung dreier israelischer Soldaten am Montag in der so genannten Sicherheitszone im Süden Libanons müsse „mit harter Hand“ reagiert werden. Tatsächlich flogen die Hubschrauber und Flugzeuge der israelischen Armee gestern nahezu ununterbrochen Angriffe auf Stützpunkte der Hisbollah (Partei Gottes), ohne jedoch ernsthaften Schaden anzurichten. Die schiitischen Guerillas waren nicht nur für den Tod der drei Israelis verantwortlich, sondern hatten sich zudem zur Exekution von Oberst Akel Hashem bekannt. Der Vize-Kommandant der mit Israel verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA) war am Vortag bei einem Sprengstoffattentat ums Leben gekommen.

Ging es für die israelischen Politiker zunächst um die Frage, wie die Soldaten der SLA vor unkontrollierten Racheaktionen abzuhalten sind, steht nun die Konfrontation mit der eigenen Armee auf der Tagesordnung. Hohe Offiziere fordern „Taten statt Worte“. Israels Militärs beschweren sich darüber, dass die Politiker ihnen die Hände binden. Premierminister Ehud Barak behält sich die Entscheidung vor, „wann und wie Israel reagieren wird“.

Barak machte indirekt die syrische Regierung für die jüngste Eskalation verantwortlich. „Die Syrer können mehr tun“, sagte er. Anfängliche Vermutungen von Seiten israelischer Militärs, der Befehl sei direkt aus Damaskus gekommen, sind unterdessen widerlegt worden, offenbar mit Hilfe US-amerikanischer Nachrichtenquellen. Wahrscheinlich ist dennoch, dass Syrien über die bevorstehenden Aktionen informiert war und ihnen zustimmte. Berichten zu Folge hatte sich Baschar al-Assad, der Sohn des syrischen Präsidenten und vermutlich sein Amtsnachfolger, vergangene Woche mit dem Chef der Hisbollah Hassan Nasrallah zu Beratungen getroffen.

Umgekehrt machte Damaskus Israel für die Eskalation verantwortlich. Die regierungsnahe Tageszeitung Tishrin veröffentlichte diese Woche außerdem eine ungewöhnlich scharfe antiisraelische Propaganda, in der sie die „neue Nazi-Seuche“, die in Israel umgehe, verurteilt. Die Zeitung schreibt weiter, dass „der Zionismus den Holocaust erfunden hat, um die Welt zu erpressen“.

Derartige Töne kommen überraschend, da die syrische Presse nach dem Regierungswechsel in Israel über Monate den neuen Premier lobte und einen versöhnenderen Weg einzuschlagen schien. Jerusalem übt auch hinsichtlich der antiisraelischen Propaganda vorläufig Zurückhaltung. Es mache „die Fortsetzung des Dialogs mit ihnen schwieriger“, hieß es lediglich aus Regierungskreisen. Dagegen stellt die Eskalation im Südlibanon die Israelis vor eine kompliziertere Situation.

Ehud Barak hatte bislang jede Vorbedingung für Verhandlungen abgelehnt. Letztendlich liegen die Friedensgespräche zwischen Israel und Syrien ohnehin seit Mitte Januar auf Eis, weil Syrien eine Fortsetzung an die Vorabverpflichtung zum kompletten Rückzug von den Golanhöhen bindet, was Israel wiederum ablehnt. Barak kann nun nicht seinerseits Vorbedingungen an den Dialog knüpfen. Eher vage formulierte er, es ginge nicht an, dass „sie gegen uns Kieg führen, wenn wir Frieden machen wollen“.

Syrische Militärs kontrollieren zum einen weite Teile des Libanon, zum anderen könnte Syrien die Waffenlieferungen, die aus dem Iran via Syrien an die Hisbollah geliefert werden, stoppen. Präsident Hafis al-Assad hält die Hisbollah den eigenen politischen Zwecken entsprechend kampfbereit, wohl wissend, dass die schiitischen Guerillas keine Gelegenheit auslassen werden, den Friedensprozess zu torpedieren.

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