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Frei surfen mit bremen.de?

■ Die taz klärt auf: Warum „bremen.de“ nicht kann, was „bremerhaven.de“ kann

Wie kann Bremerhaven haben, was Bremen nicht hat? Das haben sich sicher viele gefragt. Auch im Rathaus war man nicht eingeweiht, als in der vergangenen Woche der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz stolz verkünden konnte: Für alle Bremerhavener gibt es ab sofort einen kostenlosen Internet-Zugang und eine imageträchtige „bremerhaven.de“-Email-Adresse. Hamburg hatte das Anfang des Jahres vollmundig angekündigt, aber es geht dort bis heute nicht und zu welchen Telefon-Kos- ten das dann sein wird, steht noch nicht fest. Bremerhaven also vor Hamburg!

Und warum geht das mit „bremen.de nicht? „In der jetzigen Organisationsform“, sagt Harald Klenke von der Senatskanzlei, gehe das nicht. Seit Monaten wird beraten und verhandelt, ob „bremen.de“ privatisiert oder teilprivatisiert wird und wenn ja wie, und in dieser Übergangszeit werden keine großen Schritte stattfinden. Im Prinzip sei das Modell aber auch für Bremen denkbar, sagt Klenke.

Denn das, was Bremerhaven da so werbeträchtig verbreitet, ist so unerklärlich nicht. Heute schon gibt es keine grundsätzliche Beschränkung. Nicht nur Bremerhavener, sondern prinzipiell jeder kann über „bremerhaven.de“ kos- tenfrei ins Netz, sagt die freundliche Dame an der Hotline. Über „bremerhaven.de“ gibt es einen kostenlosen Internet-Zugang wie über diverse andere Anbieter – nur weil es sich bei der Einwahl-Nummer um eine Bremerhavener Orts-Nummer handelt, lohnt sich das Angebot nur für diejenigen, die per Ortsgespräch in Bremerhaven telefonieren können.

Wer aus München über „bremerhaven.de“ ins Netz gehen will, kann das ohne spezielle Internet-Kosten tun, also die monatlichen Festgebühren, die etwa T-Online oder AOL nehmen, zahlt aber das teure Ferngespräch. Das wiederum bedeutet: Stadtbremische „NordCom“-Kunden, für die das Gespräch nach Bremerhaven wie ein Ortsgespräch abgerechnet wird, werden bei „bremerhaven.de“ kos- tenmäßig behandelt wie waschechte und wetterfeste Bremerhavener.

NordCom-Kunden werden das aber nicht tun, wenn sie mit dem Pfennig rechnen. „Das lohnt sich nicht“, sagt NordCom-Geschäftsführer André Ocken. Erstens hätte eine E-Mail-Adresse mit „bremerhaven.de“ am Ende doch keinen Image-Effekt für Bremer Surfer, und zweitens haben NordCom-Kunden für 9,33 Mark sechs Stunden surfen inklusive Telefonkos-ten frei und zahlen für jede weitere Minute 3,5 Pfennig rund um die Uhr.

Aber auch für Telekom-Kunden gibt es preiswertere Angebote. Telekom-Kunden in Bremen wie in Bremerhaven würden zum Beispiel mit Anbietern wie z.B. „Komtel“ einen kostenfreien Zugang zum Internet haben für jede Telefon-Minute, sekundengenau abgerechnet, rund um die Uhr 4,6 Pfennig zahlen. Das spart vor allem, wenn man oft nur „kurz“ eine E-Mail versenden muss – die Telekom rechnet dann jedes Mal eine volle Einheit ab.

Wenn es aber ein nicht ganz ungewöhnliches Angebot ist, das die Stadt Bremerhaven ihren Bürgern über ihr „bremerhaven.de“ machen konnte, warum kann die NordCom für Bremer über „bremen.de“ nicht dasselbe Angebot machen? Das Bremerhavener Modell ist nicht nur eine große Werbeaktion für die NordCom. In Bremerhaven, so erklärt der NordCom-Geschäftsführer das Modell, ist die NordCom nicht nur Gesellschafter von „bremerhaven.de“, sondern der Server hängt am Netz der NordCom.

Das bedeutet: Von jedem Telekom-Gespräch zum „bremerhaven.de“-Server verdient die NordCom rund zwei Pfennig bei jeder Minute, und aus diesen Einnahmen, so die Kalkulation, muss der Provider-Aufwand zu finanzieren sein.

In Bremen geht das nicht, denn „bremen-de“ hängt am Netz der Telekom. Und die würde ihrem eigenen, teureren Internet-Angebot Konkurrenz machen, wenn sie einen kostenlosen Zugang über „bremen.de“ anbieten würde. K.W.

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