: Aus für den Beratungsschein
Der Sozialdienst katholischer Frauen kapituliert. Seine Absicht, die Konfliktberatung für Schwangere fortzuführen, wird von den Bischöfen nicht geduldet ■ Von Isabelle Siemes
Berlin (taz) – Lange hatte der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) gekämpft, um die Schwangerenkonfliktberatung mit Schein fortführen zu können. Jetzt hat der Verband kapituliert. Nach seiner Vorstandssitzung in Köln gab der Sozialdienst am Dienstagabend bekannt, es sei aussichtslos, die gesetzliche Konfliktberatung mit „Duldung“ der Bischöfe fortzusetzen. „Wir werden uns nun mit unserem ganzen Know-how auf die allgemeine Schwangerenberatung konzentrieren“, erklärte Wilma Kaegebein vom SkF.
Dem Laienverein „Donum Vitae“, der eine katholische Beratung mit Schein sicherstellen will, werde sich der SkF nicht anschließen, betonte Kaegebein: „Wir brauchen unsere Beraterinnen selbst.“ Der Laienverein müsse aus „eigenen Kräften schöpfen“.
Die Donum Vitaer sind etwas konsterniert über diese Ankündigung: „Es waren Frauen des SkF bei Gründung des Vereins dabei“, erklärte Theodor Bolzenius, Sprecher von Donum Vitae. Unbestritten sei, dass der SkF nicht direkt Beraterinnen zur Verfügung stellen könne. Es sei allerdings fraglich, ob der SkF alle Sozialarbeiterinnen, die derzeit noch in der gesetzlichen Schwangerenkonflikberatung arbeiten, halten könne. Denn die Stellen würden zu 40 bis 80 Prozent von den Ländern und Kommunen bezahlt. Ohne Beratungsschein entfällt dieses Geld.
Der SkF strebt jetzt eine Neukonzeptionierung der allgemeinen Schwangerenberatung an. Dazu müssten von Kirchenseite die „erforderlichen personellen und finanziellen Voraussetzungen“ sichergestellt werden, heißt es in einer Erklärung des Sozialdienstes. Der SkF bittet die Bischöfe, eine „Stellenbestandsgarantie für die Beratungsstellen“ auszusprechen. Die Landesvorsitzende des SkF in Bayern, Margarete Richardi, indes hofft, dass es einen „Zusammenschluss katholischer Frauen unabhängig von der Kirche geben wird, der die Arbeit des SkF weiter machen wird“.
Eine erste Reaktion auf den Rückzug des SkF gab es vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Dessen Präsident Hans Joachim Meyer bedauert, dass der Sozialdienst keine Möglichkeit sieht, die bisherige Praxis der Schwangerenkonfliktberatung fortzusetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen