piwik no script img

Standortpolitik soft

■ Fritz Kuhn erklärte den Bremern alles über grüne Wirtschafts- und Finanzpolitik

Angekündigt war eine Diskussion darüber, wie man „mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“ kann. Nach einer Einführung von Helga Trüpel über die wirtschaftspolitischen Konzepte der Bremer Grünen, holte der Gast aus Baden-Württemberg weit aus: Fritz Kuhn, Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Landtag und wirtschaftspolitischer Vordenker der Partei, ließ in seinem Vortrag kaum einen Aspekt der Bereiche Wirtschafts- und Finanzpolitik aus. Der Umfang des Themas machte eine kohärente Diskussion grüner Wirtschaftspolitik schwierig.

Als Grunddilemma der Politik hatte Kuhn den abnehmenden Handlungsspielraum durch steigende Verschuldung ausgemacht. Die Sanierung der öffentlichen Haushalte hat daher auch für die Grünen Priorität. Hier sieht der Schwabe eine Parallelität zwischen dem ökologischen Gedanken und der Haushaltspolitik: Ein „Generationenvertrag“ verbiete in beiden Fällen, kommenden Generationen die Lasten der Gegenwart zu vererben. Trotz Sparzwang, so Kuhn müsse aber gleichzeitig auch investiert werden, vor allem in sogenannte „weiche Standortfaktoren“. Unternehmen würden bei ihrer Ansiedlung zunehmend den Standard der Kinderbetreuung, das kulturelle Angebot und die ökologische Lebensqualität in Betracht ziehen.

Subventionieren wollen die Grünen anders als ihr Koalitionspartner lieber den Start innovativer Unternehmen als den Erhalt überkommener Strukturen wie Kohle, Werften oder Autos. Neben grünen Standards wie Atomausstieg und Schwerverkehrsabgabe, Förderung langlebiger Produkte und regionaler Wirtschaftskreisläufe hatte Kuhn auch ungewohnte Forderungen zu bieten: Neben erleichtertem Kreditzugang und einer Reform der Finanzverfassung will er auch die Pflicht-Zusatzrente. Sie schließe einerseits die demografische Lücke in der Altersversorgung und mobilisiere andererseits Anlagekapital für Investitionen. not

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen