: Online-City am Kuhgrabenweg
■ CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff erläutert seine Vision fürs Hollerland: Den Naturschützern will er „die Hand reichen“
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff will „den Naturschützern die Hand reichen“. So jedenfalls versteht er seine Idee einer „Online-City“ im Naturschutzgebiet Hollerland. Zunächst sollen nur 64 der 293 Hektar Hollerland für die Erweiterung des Technologieparks über die Autobahn A 27 hinweg genutzt werden. Verkehrstechnisch soll das neue Stadtgebiet durch eine neue Straße über den derzeitigen Kuhgrabenweg erschlossen werden, über die Parkallee könnte man also geradeaus direkt nach „Online-City“ fahren. Um „Bedenken aus dem Bereich der Umweltschützer weitgehend Rechnung zu tragen“, sollen die Gräben in dem derzeitigen Feuchtwiesen-Gebiet, in denen u.a. die nach der FFH-Richtlinie der EU schützenswerten Schlammpeitzger leben, erhalten bleiben. Gleichzeitig soll eine „Harmonisierung von Mensch, Technologie und Natur“ angestrebt werden: Flächendeckend Photovoltaik-Anlagen, Wassersparkonzepte beim Bau, Niedrigenergiehäuser, Fernwärme aus der MVA, Rückleitung des Regenwassers, alternative Müllent-sorgung, Stadtauto, Radfahrer, „organisiertes Trampen“, Sammeltaxen – keines der Öko-Stichworte fehlt in dem 21-seitigen Konzept-Papier des CDU-Fraktionsvorsitzenden: „Wir haben überhaupt kein Problem mit den Vertretern der Umweltverbände.“ Eckhoff ist gleichzeitig Realist genug, um zu wissen, dass bei der konkreten Firmenansiedlung dann Kompromisse nicht auszuschließen sind. So war einst die Hemelinger Marsch auch unter der Prämisse zum Gewerbegebiet erklärt worden, dass dort ein „Umwelttechnologiepark“ entstehen sollte. Derzeit werden vor allem Firmen aus dem Logistik-Bereich dort angesiedelt, deren LKWs die Nähe zur Autobahn suchen. Unter den Firmen, die in den letzten Jahren im Umfeld der Universität angesiedelt wurden, haben nur wenige direkten Kontakt zu Instituten der Uni. „Wirtschaftspolitik muss auch erfolgreich sein“, beschreibt Eckhoff die Flexibilität der Ansiedlungskriterien.
Im derzeitigen Technologiepark sei es ein „Trauerspiel“, findet Eckhoff, wie tot die Straßen abends sind. Dieser Fehler in der Planung soll für das Erweiterungsgelände hinter der Autobahn vermieden werden. Genauere Vorstellungen über das „Wohnen“ gibt es allerdings noch nicht. „Werkstudenten“ sollen ihre Studentenbude direkt am Labor angeboten bekommen, steht da nur, mit 42 Millionen Mark sollen acht Gebäude für 400 Studenten errichtet werden. Firmen könnten, so die Vision, für von ihnen ausgesuchte Studenten gleich Labors und Wohnungen unter einem Dach mieten.
Die „Hollerlandtrasse“ fehlt in der Skizze, die Eckhoff anfertigen ließ. Man müsse sehen, ob nicht ein vierspuriger Ausbau des Autobahnzubringers ausreiche, erklärte der CDU-Politiker.
Das Motiv für Eckhoffs „Vision“ sind die enormen Wachstumsraten der Internet-Branche. Die neuen Kommunikationstechnologien erleichtern die weltweite Vernetzung unabhängig vom geografischen Standort eines Büros. Eckhoff will mit dieser Begründung Existenzgründern und Techno-Unternehmen in unmittelbarer Näher der Universität ein Angebot machen. Am Anfang stand die Idee des „Werkstudenten des 21. Jahrhunderts“, erläuterte er. Die Wirtschaftsfördergesellschaft könnte schon Studenten aus den dafür in Frage kommenden Fächern während des Studiums begleiten, Entscheidungen über „Risiko-Kapital“ würden einfacher, „wenn man sich schon kennt“.
Seine Vision soll dabei nicht zwingend an das Hollerland geknüpft sein, sagte Eckhoff auf Nachfrage. Andere Standorte mit hinreichender Nähe zur Universität seien grundsätzlich auch denkbar.
K.W.
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