LehrerInnen dürfen mehr arbeiten

Zwangsteilzeit für 726 LehrerInnen wird aufgehoben

LehrerInnen, die Teilzeit arbeiten, können ab dem nächsten Schuljahr ihre Stelle aufstocken lassen. Das teilte gestern die Senatsverwaltung für Schule mit. Damit soll der „Unterrichtsausfall reduziert und der Lehrerbedarf in Mangelfächern gedeckt werden“.

Die neue Regelung gilt für angestellte LehrerInnen, die entweder freiwillig in Teilzeit gegangen sind oder seit 1996 eingestellt wurden. Neueingestellte bekommen seit damals grundsätzlich nur eine Zwei-Drittel-Stelle. Insgesamt handelt es sich um 726 LehrerInnen.

Das heißt aber nicht, dass es insgesamt mehr Unterrichtsstunden geben wird: Die aufgestockten Stellen werden nämlich mit den 500 neuen Vollzeitkräften verrechnet, die für das nächste Schuljahr vorgesehen sind. Das gleiche gilt, wenn LehrerInnen in den Ruhestand gehen.

Die Schulen sind deshalb von der neuen Regelung nur bedingt begeistert. „Natürlich ist das eine positive Nachricht“, sagt Schulleiterin Ruth Garstka von der Ersten Gesamtschule in Wilmersdorf. Jedoch sei überhaupt nicht klar, ob diejenigen Teilzeitkräfte, die aufstocken wollen, den Mangel an bestimmten Unterrichtsfächern auch beheben. „Eine SportlehrerIn kann nicht Chemieunterricht geben“, begründet Ruth Garstka. An ihrer Schule arbeiten elf Lehrkräfte in „Zwangsteilzeit“.

Am Bertha-von Suttner-Gymnasium in Reinickendorf gibt es nur drei TeilzeitlehrerInnen. Sie unterrichten Latein, Englisch und Französisch. „Es hilft ein wenig, wenn in Englisch und Französisch aufgestockt wird“, sagt Rektor Eberhard Weniger zurückhaltend. Das eigentliche Problem liege woanders: Die Schule brauche dringend neue Lehrkräfte in Erdkunde und Musik. Dort sind die LehrerInnen längerfristig erkrankt.

Wie viele der Teilzeit-Lehrkräfte tatsächlich auf Vollzeit gehen werden, ist bisher unklar. Der Sprecher der Schulsenatsverwaltung, Thomas John, sagte jedoch, dass in der Vergangenheit schon über 400 LehrerInnen Interesse angemeldet hätten.

Julia Naumann