beiseite: Hare, Hare
Hurra!!! Endlich ist Berlin eine richtige Großstadt!! Zu einer richtigen Großstadt gehören nämlich, außer verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln, ein paar Mille Einwohnern, Parkplatznot und Junkies noch ganz dringend Hare-Krishna-Jünger!! Die gibt es jetzt endlich wieder im Dreierpack, sie kommen lächelnd und orange in den U-Bahn-Waggon und sagen freundlich süße Sachen wie: „Hallo, wir wollen jetzt ‚n bisschen Gottes Namen singen, und wir wünschen euch einen schönen Tag und viel Glück in eurem Leben.“ Dann trommelt der eine auf seiner Umhängetrommel, der zweite zimbelt, der dritte läuft mit einem Geldsammelkästchen herum, aber natürlich lächelt er auch freundlich, wenn man nichts gibt. Hat einen nämlich trotzdem lieb. Alle drei chanten wie verrückt die bekannte „Hare, Hare, Rama, Rama“-Litanei, haben Glatzen oder Turbane aus orangenen Schals und verströmen Räucherstäbchenduft, dass es nur so eine Art ist. Als besonderen Mode-Gag haben sie sich goldene Striche vom dritten Auge auf der Stirn bis zur Nasenspitze gemalt, zwei tragen Gandhi-Brillen und darunter diese entrückt lächelnden Münder. Hoffentlich fahren die wieder auferstandenen bzw. wieder geborenen Krishna-Jünger möglichst viel mit den Touristenlinien U 1 und U 2, damit auch alle mitbekommen, wie metropolitan Berlin ist. Und wie schön würde sich, liebe TouristInnen, auf einem Erinnerungsfoto das Orange gepaart mit dem Lächeln neben dem Dunkelblau und der missmutigen Pisslobbe eines BVG-Kontrolleurs machen! Jenni Zylka
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