: Gewohnt espritfreie Destruktion
■ Der FC St. Pauli unterliegt Freitag beim VfL Bochum mit 0:2
Um 18.55 Uhr war es wieder soweit. Die Bochumer Ostkurve reckte die blau-weißen Schals in die Höhe und sang aus voller Kehle das Lied. das der gesellschaftsfähigste unter Deutschlands Schnulzenbarden, Herbert Grönemeyer, dem VfL einst auf den Leib geschrieben hatte: „Bochum, ich komm' aus dir, Bochum, ich häng' an dir...“ Und im Gegensatz zum Ruhrpottmaestro, der seinen Wohnsitz aus Gründen der „Inspiration“ in die “lebendige Metropole“ Berlin verlegt hat, weilten am Freitagabend immer noch 15.700 Menschen aus der „Blume im Revier“ im Ruhrstadion, um einer recht unterhaltsamen Veranstaltung beizuwohnen.
Der FC St. Pauli, der auf den verletzten Marcus Marin verzichten musste, beschränkte sich aufs Kontern. Lediglich Ivan Klasnic hielt sich dauerhaft in des Gegners Hälfte auf, zuweilen rückten Andrej Polunin und der eingewechselte Marek Trejgis nach. Dass das zu wenig sein würde, um die ballsicheren Bochumer im Zaum zu halten, war bereits früh zu erahnen. Dennoch erspielten sich die Gäste ein paar Torchancen, die Trejgis, Klasnic und Markus Lotter knapp vergaben.
Mehr Glück im Abschluss hatten die Bochumer, von denen schon Grönemeyer behauptete, sie machten „mit 'nem Doppelpass jeden Gegner nass“. Solcherlei technischer Finessen bedurfte es zur Erledigung des FC St. Pauli indes gar nicht: Bei den beiden Treffern genügten jeweils schnelle Abspiele in die Spitze, die Peter Peschel in der 76. und Matthias Lust in der 89. Minute zur Erstellung des Endstands nutzten.
Auf der anschließenden Pressekonferenz zeigte sich Bochums Trainer Ralf Zumdick dann auch zufrieden ob des vierten Siegs in Serie. Es sei nicht leicht gewesen, gegen eine „Mannschaft mit solch einer kompakten Abwehr zu spielen“. Der verklausulierte Vorwurf des destruktiven Spiels ließ St. Paulis Übungsleiter Willi Reimann dagegen kalt. Er bemühte in seiner Analyse gewohnt espritfrei grundlegende Gesetze der Logik: „So ist das nun mal im Fußball. Wenn man kein Tor macht, muss man mit einer Niederlage leben.“ ruf
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