: Geld sparen und gut leben
Haushalten heißt, überlegt zu verbrauchen und an der richtigen Stelle zu sparen.Ein gut geführtes Haushaltsbuch hilft, die Ausgaben in den Griff zu bekommen
Ein allseits bekanntes Problem: Das Geld ist schon alle, und dabei ist noch so viel Monat übrig. Gerade in den ersten zehn Wochen nach Weihnachten und Jahreswechsel kann es eine Weile dauern, bis die Ebbe in der Haushaltskasse wieder geflutet ist. Doch es gibt Möglichkeiten, sparsam zu wirtschaften, ohne in Pfennigpfuchserei zu verfallen.
Am Anfang steht der Kassensturz: Verschaffen Sie sich einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben. Dabei macht es wenig Sinn, aus Mänteln, Taschen und Altpapier zerknüllte Kassenbons der letzten Monate zu zaubern. Finanzplanung ist in die Zukunft gerichtet und zeigt seine Wirkung mittel- und langfristig. Eine sinnvolle Investition ist das Haushaltsbuch (etwa 10 Mark). Nehmen Sie künftig jeden Kassenbon mit und sich jeden Abend 10 Minuten Zeit, die Ausgaben einzutragen – ebenso natürlich Ihre Einnahmen, sowohl Bargeld als auch Ein- und Ausgänge per Konto. Bereits nach den ersten Tagen erhalten Sie eine Übersicht darüber, wo ein Teil des Geldes bleibt. Bald werden Sie feststellen, welche Ausgaben unumgänglich sind und an welcher Stelle unter Umständen überflüssig. Tipp: Tragen Sie nicht jeden Pfennig ein, sondern runden Sie auf volle DM-Beträge. Vor allem: Seien Sie ehrlich.
Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) rät zu folgendem Fahrplan: Zunächst alle monatlichen Einnahmen auflisten, wie Lohn, Kindergeld, Zinsen; dann alle monatlichen festen Ausgaben wie Miete, Versicherungen, Strom. Die Differenz ergibt das monatlich verfügbare Budget. Teilen Sie die Differenz durch vier, erhalten Sie Ihr Wochenbudget. Auch Ihr „Tagegeld“ können Sie auf diese Weise errechnen. Um einen Überblick über das Jahresbudget zu bekommen, müssen sie die Jahreseinnahmen addieren und alle regelmäßigen Ausgaben abziehen. Das macht Sinn, da beispielsweise Versicherungsprämien, Abos und Beiträge für Vereine zunächst nicht als Monatsausgaben auftauchen und Sie in falscher Sicherheit hinsichtlich des Gesamtbudgets wiegen können. Als Faustregel gilt: Rund 20 Prozent des Einkommens werden für Ernährung ausgegeben, 25 bis 30 Prozent für Miete und Wohnkosten, 20 Prozent für Verkehr, Post und Telefon, 10 Prozent für Freizeitbedarf.
Wie nun lässt sich die Bilanz verbessern? Fachleuten zufolge gibt es rund 150 verschiedene Sozialleistungen und andere staatliche Unterstützung, sei es Kindergeld (für jedes Kind), Erziehungsgeld (abhängig vom Einkommen der Eltern), Wohnungsbauprämien (für Bausparer) oder Wohngeld (abhängig vom Einkommen). Fragen Sie beispielsweise bei der Bürgerberatung Ihres Rathauses, wo Sie welche Zuschüsse bekommen oder beantragen können und welche Unterlagen Sie dafür benötigen.
„Haushalten ist nichts anderes, als überlegt zu verbrauchen und an der richtigen Stelle zu sparen“, definiert die AgV. Vor der Neuanschaffung von Haushaltsgeräten und Freizeitausrüstungen, aber auch vor Reisen und Bankgeschäften sollte man zumindest in größeren Städten die nächstgelegene Verbraucherzentrale besuchen, sich zumindest einen Überblick verschaffen, wie beispielsweise bei der Stiftung Warentest, die regelmäßig die Zeitschriften test und FinanzTest herausgibt, außerdem Sonderpublikationen zu einzelnen Themen und Produktgruppen.
An der „richtigen Stelle sparen“ kann, wer weiß, wo man am besten einkauft. Töpfe und Geschirr beispielsweise gibt es günstig am Jahresanfang während der so genannten Haushaltswochen der Kaufhäuser nach deren Inventur. Preiswerte Textilien erwirbt man bereits ein bis zwei Wochen vor Beginn der offiziellen Schlussverkäufe. Wer sich bei Restposten und Lagerverkäufen bedient, spart – selbst bei Markenware – bis zu 30 Prozent. Wer direkt beim Hersteller kauft (Fabrikverkauf) spart mitunter sogar bis zu 80 Prozent.
Gehen Sie niemals mit hungrigem Magen in ein Lebensmittelgeschäft – Sie kaufen garantiert immer mehr, als Sie eigentlich wollten. Halten Sie sich strikt an Ihren Einkaufsplan und damit an Ihren tatsächlichen Bedarf. Achten Sie auf saisonale Angebote: Erdbeeren sind im März zwangsläufig teurer als im Sommer.
Geld spart auch, wer die – legalen – Tricks des Einzelhandels kennt: Im Laden stehen die Produkte, die den meisten Gewinn bringen, in Augenhöhe der Kunden. Weiter unten oder darüber stehen oft preiswertere Waren gleicher Art und vergleichbarer Güte. Im Kassenbereich sollten Sie für eine Weile stur geradeaus schauen, greifen Sie nicht links und rechts in die verlockenden Süßigkeiten. Kleinkinder sind während des Einkaufs in guten Händen außerhalb des Geschäfts besser aufgehoben – so kommen Sie einigermaßen sicher durch die Zone der „Quengelware“. Böse Zungen behaupten übrigens, dass eifrige Marktleiter es verstehen, hervorragend die Balance zwischen Anzahl der geöffneten Kassen und Kundenzorn zu halten. Je länger der Kunde in der Kassenschlange und in Griffweite von Schokoriegel und Kaugummie steht, desto eher schnappt er zu. Nehmen Sie die Herausforderung an: Lassen Sie Schokoriegel liegen, beschweren Sie sich stattdessen über lange Wartezeiten beim Chef – nicht bei den Kassiererinnen, die können nichts dafür.
Notwehr-Tipp: Bevor Sie beginnen, im Supermarkt Wurzeln zu schlagen, schieben Sie Ihren Einkaufswagen in das Büro des Marktleiters, sagen ihm, was Sie stört und gehen anderswo einkaufen. Verbuchen Sie im Haushaltsbuch die dann allerdings verlorene 1 Mark Wagenpfand als „sonstige Ausgaben“. alo
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