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PreussenElektra-Chefs unzuverlässig

AKW-Betreiber soll trotz Informationen über Unregelmäßigkeiten britische Brennstäbe eingebaut haben. Unterweser kann trotzdem wieder ans Netz. Auswirkungen für AKW Stade und Konzernfusion laut Minister Jüttner jedoch möglich

aus HannoverJÜRGEN VOGES

Der niedersächsische Umweltminister Wolgang Jüttner (SPD) hält einzelne verantwortliche Mitarbeiter der PreussenElektra Kernkraft für nicht mehr zuverlässig im Sinne des Atomgesetzes. Grund ist die Lieferung von vier Brennelementen mit gefälschten Prüfunterlagen aus der englischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield an das AKW Unterweser.

Die Geschäftsführung des AKW-Betreibers muss heute der niedersächsischen Atomaufsicht zwar noch einmal über die Uran-Plutonium-Brennstäbe berichten, die inzwischen aus dem Reaktorkern des AKW Unterweser entfernt wurden. Der Umweltminister geht jedoch davon aus, dass die PreussenElektra aus wirtschaftlichen Gründen der Atomaufsicht in Hannover über Monate Informationen über Unregelmäßigkeiten bei der Fertigung der vier Brennelemente in Sellafield vorenthalten hat. Zwar habe es bereits Ende September einen telefonischen Hinweis des Unternehmens auf Probleme bei der Brennelementfertigung in Sellafield gegeben, sagte Jüttner. In dem Telefonat mit einem Mitarbeiter der Atomaufsicht sei jedoch nur von Brennelementen die Rede gewesen, die für den Einsatz in Übersee vorgesehen seien.

Die PreussenElektra selbst sei nachweislich bereits am 8. November von der Firma Siemens schriftlich darüber informiert worden, dass es auch bei der Fertigung der vier im AKW Unterweser eingesetzten Brennelemente zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, führte Jüttner aus. Noch am selben Tag seien diese vier Brennelemente jedoch in den Reaktorkern des AKWs eingebracht worden, um die Anlage wieder anzufahren. „Die Paralellität von Unterlassen der Information und Wiederanfahren der Anlage“ bezeichnete der Umweltminister als „besonders massiven Eingriff“.

Das AKW Unterweser kann nach Angaben von Jüttner wahrscheinlich am Wochenende auch dann wieder ans Netz gehen, wenn einzelne Verantwortliche der PreussenElektra Kernkraft das Zuverlässigkeits-Zertifikat verlieren. Die Zuverlässigkeit könne immer nur einzelnen atomrechtlich Verantwortlichen, nicht aber dem Betreiber insgesamt aberkannt werden, betonte der Umweltminister.

Auswirkungen könne eine mangelnde Zuverlässigkeit jedoch auf zwei andere Genehmigungsverfahren haben. Sowohl bei dem beantragten Zusatzgestell für abgebrannte Brennelemente im AKW Stade als auch bei den atomrechtlichen Genehmigungsverfahren, die auf die Fusion der Viag mit der PreussenElektra-Mutter Veba zurückgehen, habe das Umweltministerium auch die Zuverlässigkeit der Betreiber zu prüfen. Auf die Entscheidung oder auf den Zeitpunkt der Entscheidung in diesen Genehmigungsverfahren könnten sich Auswirkungen ergeben, sagte Jüttner.

Möglicherweise wird sich das Wiederanfahren des in Revison befindlichen AKW Stade nun um Wochen verzögern. Dieses ist erst nach einer Genehmigung des Zusatzgestells möglich.

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