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Aufgabe nach außen und innen

Allgemeine Krankenhaus St.Georg will Gesundheit seiner Angestellten fördern  ■ Von Sandra Wilsdorf

Die Gesundheit der PatientInnen ist in Krankenhäusern alles. Die der eigenen MitarbeiterInnen hingegen kommt häufig zu kurz. „Da gibt es einen Bruch zwischen der Aufgabe und dem inneren Umgang“, sagt Heinz Lohmann, Vorstandssprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) Hamburg. Das soll im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg bald anders werden. Denn das ist jetzt offizielles Mitglied des „deutschen Netzes gesundheitsfördernder Krankenhäuser“ und damit Teil eines internationalen Netzwerkes der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Das Netzwerk hat in Deutschland bisher 50 Mitglieder, in Hamburg ist außer dem AK St. Georg das Diakonie Krankenhaus Alten Eichen dabei. Mit mindestens drei gesundheitsfördernden Projekten musste sich das AK St. Georg bewerben, diese wurden begutachtet und schließlich für netzwürdig befunden. Die Idee: Ein Krankenhaus, das sich nicht um die Gesundheit der eigenen MitarbeiterInnen kümmert, hat ein ähnliches Problem mit der Glaubwürdigkeit wie eine Ärztin, die selber nach Zigarette riecht, während sie einer Patientin ans Herz legt, mit dem Rauchen aufzuhören.

Deshalb geht es in einem der Projekte auch um eine „Dienstvereinbarung zum NichtraucherInnenschutz“, die Personalrat und MitarbeiterInnen getroffen haben. „Das Krankenhaus soll so weit wie möglich rauchfrei sein“, erklärt Hans-Joachim Fietz-Mahlow, der an dem Projekt mitgearbeitet hat. Geraucht wird nur noch in dafür vorgesehenen Räumen, es gibt Rauchen-Stopp-Kurse und „Mitarbeiter können offen über das Thema reden, sie werden nicht einfach verdrängt“. Denn die Zigarette ist nicht immer das eigentliche Problem: „Wenn jemand zehn bis zwanzig Raucherpausen am Vormittag macht, dann müssen wir an den Stress heran, den der offensichtlich hat“. Da würden dann etwa die Arbeitsbedingungen untersucht.

Ein zweites Projekt hat nach der Zufriedenheit von PatientInnen und MitarbeiterInnen in der Notaufnahme gefragt. Das Ergebnis: Die wichtigsten Ursachen für Unmut könnten mit Umbauten beseitigt werden. Die Planungen liegen vor. Außerdem hapert es an berufsübergreifender Kommunikation. Enstprechende Vorschläge werden umgesetzt.

Ein dritter Bereich beschäftigt sich mit einem Umweltmanagementsystem, das das AK St. Georg eingeführt hat. „Denn wenn wir die Umwelt schonen, kommt das langfristig Patienten und Mitarbeitern zugute“, sagt Alireza Neschatrooh, Koordinator des Projektes. Und es spart dem Krankenhaus bares Geld: Die Toiletten haben nun Spülstopp-Einrichtungen, Duschen und Wasserhähne spucken weniger Wasser, Licht kommt aus Energiesparlampen. Und eine genaue Untersuchung der infektiösen Abfälle, an denen man sich möglicherweise anstecken kann, hat ergeben, dass viermal so viel Müll als infektiös entsorgt wird wie nötig wäre.

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