Die Katholiken und die Schwangerschaft: Bislang nur Ärger
■ Bremer Katholiken haben noch kein großes Interesse an „Donum Vitae“
Es gibt nichts mehr zu rütteln: Die Katholische Kirche wird aus der staatlichen Schwangerschaftskonflikt-Beratung aussteigen. Beratungsstellen wie der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) und der Caritas-Verband werden in Zukunft den für eine Abtreibung notwendigen Schein nicht mehr ausstellen dürfen. Einfach hinnehmen wollen viele Katholiken das allerdings nicht. Soviel wurde am Donnerstag bei einer Infoveranstaltung vom Bremer Katholischen Forum, an dem SKF-Generalsekretärin Annelie Windheuser und Heinz-Wilhelm Brockmann vom Osna-brücker Verein Donum Vitae teilnahmen, deutlich.
Empörung und Ratlosigkeit herrschten über die päpstliche Anweisung. Schon im vergangenen November flatterte den deutschen Bischöfen das Schreiben aus Rom ins Haus, das zum endgültigen Ausstieg aufforderte. Den Anfang zum Ausstieg machte der Paderborner Bischof. Seit dem 1. Januar gibt es in Paderborn keine Beratungsscheine mehr. Die nächsten Bischöfe werden bald nachziehen.
Ob auf diese Weise ungeborenes Leben geschützt wird, ist zweifelhaft. „Die Frauen, die sich in den ersten zwölf Wochen ihrer Schwangerschaft befinden – also in einer Phase, in der ein Abbruch gesetzlich möglich ist – bleiben dem SKF oder den Beratungsstellen des Caritas ganz einfach fern“, fasst Windheuser die derzeitige Entwicklung zusammen.
Katholische Laien wollen sich deshalb jetzt in einem nach öffentlichem Recht gegründeten Verein gemäß katholischer Prinzipien als SchwangerschaftsberaterInnen bundesweit engagieren – so die Idee. Angestrebt wird die Anerkennung von Donum Vitae als staatliche Beratungsstelle, wofür das jeweilige Bundesland zuständig wäre. „Nur der Verbleib im staatlichen System ermöglicht es uns, Leben zu schützen“, ist sich Brockmann vom Verein „Donum Vitae“ sicher.
Hehre Ziele. Doch die Umsetzung bleibt schwierig. Die Fragen der Anerkennung und Finanzierung – kirchliche Mittel sind offenbar problematisch – sowie die Frage, wie man schnell an qualifizierte BeraterInnen kommt, sind noch nicht beantwortet – und in Bremen interessiert sich bislang noch gar keiner für ein Vereinsengagement im „Donum Vitae“. Tanja Vogt
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