: Der Zweite wird der Erste sein
■ Warner-Konzern lehnt siegreichen Entwurf für Deutschland-Zentrale ab und will lieber Teherani-Vorschlag umsetzen
Für die CDU in Mitte ist es „unverständlich“, die GAL schüttelt den Kopf, und Hamburgs Oberbaurat Jörn Walter nennt es bedauerlich. Obwohl sich eine Jury beim Architektenwettbewerb um die Deutschland-Zentrale des Medien- und Musikkonzerns Warner an der Oberbaumbrücke – direkt gegenüber den Deichtorhallen – eindeutig für den Entwurf der Hamburger Architekten Wiescholek und Spengler ausgesprochen hat, wollen Warner und Investor Dieter Becken lieber den Entwurf realisieren, der nur auf Platz zwei gelandet ist: Der wurde von Hamburgs Stararchitekt Hadi Teherani vorgestellt, der damit erneut den Zuschlag für ein attraktives Bauprojekt in der Stadt erhalten würde.
Den Verdacht irgendwelcher Absprachen im Vorfeld zwischen Teherani und Warner hat Becken gegenüber dem Hamburger Abendblatt deutlich zurückgewiesen. Es sei völlig normal, dass auch ein zweiter Preisträger im Wettbewerb den Zuschlag bekommen könne. Tatsache ist: Der amerikanische Musikgigant will nur dann kommen, wenn der Teherani-Entwurf umgesetzt würde. Der entspreche genau den Warnerschen Vorstellungen, hieß es. Es ist damit zu rechnen, dass die Stadt letztendlich klein beigibt, da Warner mit 600 Arbeitsplätzen winkt.
Bei der GAL in Mitte verweist man auf das eindeutige Votum der Jury, und auch die CDU-Fraktion sieht das ganz anders als Becken. Es gehöre „zu den üblichen Regularien eines städtischen Wettbewerbs, den ersten Preis immer dann zu realisieren, wenn er wirtschaftlich ist“, sagt Fraktionschef Hartwig Kühlhorn. Ansonsten würde „das Verfahren eines solchen Wettbewerbes ad absurdum geführt“. Zudem habe Teherani bereits den Zuschlag für ein ähnliches Gebäude am Heidenkampsweg erhalten. Die Einmaligkeit dieses Hauses würde durch Doppelgänger am Deichtorplatz „entwertet“.
Die CDU will jetzt mit einer Anfrage an das Bezirksamt, die sie gestern gestellt hat, Antworten auf „ungeklärte Fragen“ in Zusammenhang mit dem Warner-Entscheid haben. Unter anderem will die CDU wissen, wieviele Gebäude Teherani seit 1996 in Hamburg errichtet hat und unter welchen Umständen von den „einschlägigen Bestimmungen und Regularien für städtebauliche Wettbewerbe abgewichen werden darf“.
Das so genannte Deichtor-Center, das Becken für 100 Millionen Mark errichten will, soll bis 2002 fertig sein. Der Investor befürchtet jedoch, dass die Ungereimtheiten um den Zuschlag, die Becken selbst „unnötige Diskussionen“ nennt, die Planung herauszögern.
Peter Ahrens
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