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Angst vorm Geldsack Bund

Leiter der Gedenkstätten wollen nicht nur vom Bund finanziert werden. Sie verweisen auf schlechte Erfahrungen und fürchten zu große Einflussnahme, wenn es nur einen Geldgeber gibt

von CHRISTOPH RASCH

Die Forderung des neuen Kultursenators Christoph Stölzl nach einem größeren Engagement des Bundes zur Finanzierung der Berliner Gedenkstätten stößt in den betroffenen Häusern auf Widerstand. Die Leiter der Gedenkstätten befürchten dabei vom Regen in die Traufe zu kommen, da sie bisher schlechte Erfahrungen mit dem Bund gemacht hätten.

Stölzl hatte unmittelbar nach seiner Wahl durch das Abgeordnetenhaus am vergangenen Donnerstag vorgeschlagen, der Bund solle Gedenkstätten wie die „Topographie des Terrors“, die Wannsee-Villa oder Plötzensee ganz übernehmen.

„Was Stölzl fordert, ist völlig unrealistisch“, heißt es von Seiten der Betroffenen. Im Haus der Wannsee-Konferenz etwa befürchtet man derzeit, dass der Bund sich eher weniger als mehr an der Förderung beteiligen will oder sich gar „völlig zurückzieht“, so Verwaltungsleiter Michael Haupt. Bund und Land teilen sich den 2,4 Millionen Mark schweren Etat des Hauses am Wannsee bislang zu gleichen Teilen. „Stölzls Aussage klingt so, als ob er die Gedenkstätten loswerden möchte“, meint Haupt.

Schon bei dem Mauer-Dokumentationszentrum in der Bernauer Straße hatte die Zusammenarbeit zwischen Bund und Land schlecht funktioniert. Berlin mahnte mit Blick auf die „nationale Bedeutung“ mehr Geld von der Bundesregierung an. Im Landeshaushalt für das Jahr 2000 sind die Aufwendungen für alle Berliner Gedenkstätten mit rund 13 Millionen Mark nahezu konstant geblieben. Die Dokumentation über die Berliner Mauer wurde bislang vom Bund finanziert. Für Kulturstaatsminister Michael Naumann ist das Zentrum am einstigen Mauerstreifen, das erst am 9. November vergangenen Jahres eröffnet wurde, aber ab sofort „Ländersache“.

In dem Ausstellungskomplex blickt man daher auf eine ungewisse Zukunft. Zwar hat der Senat inzwischen 200.000 Mark zur Verfügung gestellt. „Doch das ist für uns keine vernünftige Arbeitsgrundlage“, klagt Maria Nooke, Mitarbeiterin des Doku-Zentrums. „Die Anträge beim Kultursenator waren rechtzeitig gestellt, das Auslaufen der Förderung des Bundes war abzusehen“.

„Der Bund zieht sich zunehmend aus der Finanzierung von Gedenkstätten in Berlin zurück. Das ist ein schlimmer Zustand“, sagt auch Peter Steinbach, Leiter der Stiftung „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“, die unter anderem die Gedenkstätte Plötzensee verwaltet. Steinbach sieht die Gefahr, dass die Berliner Institutionen durch den Wegfall eines Finanziers neben dem Geld auch einen Teil ihrer politischen Unabhängigkeit verlieren: „Solange Bund und Land gemeinsam als Geldgeber auftreten, ist ein gewisses Gleichgewicht gewährleistet. Das droht zu kippen.“

Die politische Einflussnahme führt schon beim Umbau der „Topographie des Terrors“ zum Konflikt. Das Dokumentationszentrum, zwischen zukünftigem Holocaust-Mahnmal und dem Jüdischen Museum gelegen, wird teurer als geplant. Bausenator Peter Strieder (SPD) will eine inhaltliche Konkurrenz zwischen den drei Zentren vermeiden und die Baukosten von derzeit 70 auf die ursprünglich veranschlagten 36 Millionen Mark zurückschrauben. Der Bund, der die Dokumentation zu 40 Prozent trägt, finanziert auch den Umbau mit 18 Millionen. Den nach oben offenen Rest muss das Land decken.

„Schwer vorstellbar“, findet es Reinhard Rürup, Direktor der Topographie-Stiftung, wenn auf dem ehemaligen Gestapo-Keller nun ein Dokumentationszentrum ganz nach dem Gusto der Bauverwaltung entstehe.

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