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Linnert: „In die Defensive geraten“

■ Neues Führungsmodell in der grünen Bürgerschaftsfraktion

Karoline Linnert war bis vorgestern eine von drei FraktionssprecherInnen der Grünen. Nach einer überraschenden Strukturreform ist sie alleinige Fraktionsvorsitzende. Seit Bestehen der Bremer Grünen wurde die Riege der grünen Bürgerschafts-Abgeordneten immer von einer Gruppe geführt. Hat das Modell des Sprecherteams ausgedient? Die taz sprach mit der neuen Fraktionsvorsitzenden Karoline Linnert , 41 Jahre, zwei Kinder.

taz: Die Fraktion hat sich von dem Modell einer Dreierführung verabschiedet. Warum?

Karoline Linnert: Wir haben seit Anfang der Bremer Legislaturperiode sehr ausführlich eine Strukturdebatte geführt, um zu klären, wie wir uns in diesen vier Jahren zu verändern haben. Schon vor einem Jahr war eine deutliche Mehrheit innerhalb der Fraktion für ein Modell, wie wir es jetzt eingeführt haben. Vor allem meinetwegen sind wir damals nicht so weit gegangen, weil ich es damals richtiger fand, doch noch einmal zu versuchen, die Defizite des Dreiermodells in den Griff zu bekommen.

Was waren denn die Defizite?

Mit drei Leuten braucht man viel Zeit und Energie für die Koordination der inneren Führung der Fraktion. Das hält auf. Eine klarere Struktur macht uns handlungsfähiger. Dazu kommt, dass man sich mit drei Personen nicht so konzentriert in der Öffentlichkeit präsentieren kann, wie das in der Mediengesellschaft angesagt ist. Einzelne Personen bleiben einfach besser in den Köpfen haften. Wir haben im vergangenen Jahr versucht, diese Defizite innerhalb des Dreiermodells zu minimieren. Die Fraktion war mehrheitlich der Meinung, dass dies nicht so gut gelungen ist, wie wir es uns gewünscht hätten.

Schon im vergangenen Jahr standen Sie im Vordergrund. War das jetzt der Lohn?

Ich habe ein überzeugendes Wahlergebnis bekommen – neun von zehn Stimmen. Sonst hätte ich das auch nicht gemacht.

War die Abschaffung des Dreiermodells ähnlich unumstritten?

Nein. Sechs Abgeordnete waren dafür, drei dagegen, eine oder einer enthielt sich. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Auf Bundesebene befinden sich die Grünen ebenfalls in Strukturdebatten. Die Parteibasis will aber von den alten Zöpfen der Basisdemokratie nicht lassen.

Basisdemokratie ist doch kein alter Zopf! Das ist und bleibt konstitutiv für die Grünen. Hier in der Fraktion geht es um etwas anderes: Eine klarere Außenwahrnehmung und klarere Strukturen innerhalb der Fraktion. Das beschneidet unsere Basisdemokratie nicht, alle Abgeordneten sind gleichberechtigt. Die Grünen in Bremen haben traditionell Fraktionsvorstände, die im Einvernehmen mit der Fraktion agieren, und das bleibt auch so.

Ist es nicht dennoch ein Symbol dafür, dass irgendetwas in der Vergangenheit nicht funktioniert hat?

Der Dreier-Fraktionsvorstand war mit viel Dampf gestartet. Wir hatten ein sehr hartes Jahr, was viel damit zu tun hatte, dass wir ein halbes Jahr keinen Geschäftsführer hatten. Helmut Zachau musste sich außerdem in den Vorsitz des Haushaltsausschusses einarbeiten. Wir sind in Arbeit erstickt, obwohl wir uns vorgenommen hatten, mehr Raum und Zeit für Diskussionen einzuräumen.

Bei den drei Themen, die vorrangig im nächsten Jahr bearbeitet werden, wurde wieder auf traditionell grüne Themen gesetzt: Umwelt, Gesundheit und Bildung/Ausbildung.

Wir müssen unsere Stärken ausbauen und uns stärker konzentrieren. In der Öffentlichkeit sind wir in einigen Themen, in denen wir als kompetent gelten, in die Defensive geraten. Auch, weil wir zu viele andere Themen bearbeitet haben. Wir wollen die konzeptionelle Meinungsführerschaft über diese Themen erhalten beziehungsweise zurückerobern. Fragen: cd

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