: Herr Singh Singh freut sich schon sehr
Was denkt der Computer-Inder über Deutschland? Eine notwendige Wahrheit-Erkundung in Bangalore
Immer wieder ist in letzter Zeit von Hardware-Hindus und Software-Sikhs, von Festplatten-Fakiren und Gigabyte-Gurus die Rede, die einer lahmen deutschen Computerbranche auf die Beine helfen sollen. Aber hat eigentlich schon mal jemand die Computer-Inder selbst gefragt? Das muss dann wohl Die Wahrheit übernehmen. Neugierig auf das indische Deutschlandbild reiste ein Wahrheit-Team ins Byte-Zentrum Bangalore und ließ sich die Frage beantworten: Was erwarten Sie Schönes von Ihrem Gastland?
Mir geht das Herz auf, wenn ich an Deutschland denke, weil ...
„... ihre Brahmanen ja Weltklasse sein sollen. Ich will den großen alten Religionsführer Johannes Papst kennen lernen, der in Paderborn am Vatikan lebt.“
Ramasubramanian Ramakrishnan (19) aus Bombay
„... ich schon die schönen Namen ihrer Städte auswendig lerne: Oer-Erkenschwick, Rheda-Wiedenbrück, Winsen an der Luhe, Gütersloh. ‚Gütersloh‘, das heißt in Hindi übrigens ‚Madenspeck‘. Ich könnte mir jedes Mal den Schnurrbart weglachen.“
Singh Singh (22) aus Neu Delhi
„... da gibt es ein richtig scharfes Wienerwald-Curry.“
Azim Demji (25) aus Bombay
„... die Autos dort ein vernünftiges Getriebe haben: mit fünf Gängen – und sogar einem Rückwärtsgang. Ich weiß, sie lieben diesen Witz mit ‚Ganges einlegen‘ und so weiter, aber für uns klingt das gar nicht witzig.“
Balasubramanian Kunchithapadam (26) aus Madras
„... dort Kühe keine heiligen Kühe sind. Außerdem möchte ich in Deutschland dem Goldenen Kalb unbedingt mal die Hand schütteln.“
Mahadevan Ramchandani
(24) aus Goa
„... der Sommer so herrlich kühl sein soll. Steht jedenfalls im Prospekt von Urdu-Tours.“
Azim Demji (25) aus Bombay
„... ich endlich meine Verwandten Erwin, Alwin und Ortwin kennenlernen will. In meiner Firma hier in Bangalore heiße ich bei allen längst nur noch ‚Erwin‘.“
Ashwin Gopal (21) aus Delhi
„... ich mich im IT-Bereich endlich fortbilden will. Bei uns läuft da ja rein gar nichts mehr.“
Raj Radshi (23) aus Kalkutta
„... ich den deutschen Männern endlich mal zeigen will, wo der Hammer hängt: unterm Turban.“
Wewang Raman (24) aus Delhi
„... ich zurück zu meinen Wurzeln will. Wissen Sie, ich bin wieder geboren. Schon zweimal. Erst war ich eine Gummipflanze und in meinem zweiten Leben Adenauer. Konrad Adenauer, der Bundeskanzler, Sie verstehen?“
Zubin Mehta (20) aus Madras
„... ich diese sonnendurchfluteten deutschen Weizenfelder liebe. Ich würde mich mit der Dame meines Herzens mitten hinein ins Korn legen und Rotbäckchen-Sekt trinken – ihr überaus wohlschmeckendes Nationalgetränk.“
Maheshvan Dhabra (25) aus Chandernagore
„... ich dort einen turbulenten Turbanwickelwettbewerb organisieren werde. Ich bin Wickelmeister der Rajasthan Open 1999.“
Rami Sahni (22) aus Bangalore
„... mich ihr Kastensystem sehr interessiert: ganz oben Hockeyspieler. Dann kommen Handwerker. Und ganz unten: Leichenwäscher. Sehr seltsame Sitten.“
Sunil Mukhi (27) aus Bombay
„... oh là, là, Baguette. Bordeaux. Bouillabaisse. Bordelaise. Bochum. Bottrop. Bielefeld.“
Harvinder Sundar (22) aus Goa
„... ich Goethe im Original lesen möchte: ‚Zettels Traum‘ – mein Lieblingswerk deutscher Zunge, das als Entwicklungsroman einen entscheidenden Einfluss auf die Neuere Indische Literatur des südlichen Subkontinents hatte. Und anschließend ein leckeres Fruchteis essen.“
Vijai Mookhey (20) aus Delhi
„... ich die Krautrockgruppe ‚Guru Guru‘ seit langem schätze und den tollen Musikern gern die Hand schütteln möchte.“
Joshi Bhagwati (22) aus Diu
„... ich viel gehört habe von ihren Schlammpackungen in Bad Muskau. Das fehlt mir in Indien seit vielen, vielen Jahren.“
Bisham Manipuri Deshpande (24) aus Hyderabad
„... ich Ihrem Präsidenten Kohl persönlich danken möchte für seine Einladung. Der Mann ist der größte Freund Indiens in der ganzen Welt. Namaste, wir sehen uns in Good Old Germany.“
Ram Devi (20) aus Kalkutta
FRAGEN: FRA, KUZ, MIR, STG
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