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Der Gestalter

Als Erfinder des Themenparks und Koordinator der Expo-Projekte ist Martin Roth eine zentrale Figur der Weltausstellung 2000 in Hannover

Er steht nicht im Rampenlicht wie Birgit Breuel, dennoch ist Martin Roth einer der wichtigsten Macher der Weltausstellung. Er leitet die Projekte, durch die sich die Expo 2000 von den anderen Weltausstellungen abheben will: den Themenpark, „Global Dialogue“, ein Diskussionsforum zu den Zukunftsfragen unserer Welt, und die weltweiten Expo-Projekte, die nachhaltige Entwicklungen anstoßen sollen. Schon in den 80er-Jahren erwarb Roth das Prädikat weltausstellungserfahren. Damals setzte er sich während eines Forschungsaufenthalts in Frankreich mit nationaler Identität und Ausstellungen auseinander. „Bestimmte Themen müssen an die Öffentlichkeit, ob sich jemand ziert, an der Expo mitzumachen, ist mir an bestimmten Punkten egal.“

Kritik trifft ihn. Vorwürfe, die Expo sei eine reine Industrieschau, lässt er nicht gelten und verweist auf die ständige Diskussion mit Expo-Kritikern. Als die Medien den Themenpark wegen der Nichtfassbarkeit der Inhalte als „Land der 1.000 Fragezeichen“ verspotteten, zog sich der Chef in seine Arbeit zurück. Behutsam nahm er so sein Projekt aus der Debatte und machte seine Arbeit im Stillen weiter. Seinen Chefszenographen François Confino setzte er jedoch vor die Tür. In Hannover präsentiert Roth eine Mischung aus Unterhaltung und Zukunftswerkstatt. „Im Themenpark sollen sich die Besucher von verschiedenen Seiten den Problemen nähern.“

Der erhobene Zeigefinger ist sein Ding nicht. Spaß an der Provokation wird ihm nachgesagt. Vergnügen bereitet es ihm, unterschiedliche Partner zusammenzubringen. So sind beim Thema Mensch die Shoah-Foundation ebenso beteiligt wie amnesty international und die chemische Industrie. Den Reiz, unterschiedliche Positionen zu einem Problem aufzuzeigen, hält Martin Roth für das eigentlich Spannende. Schon als Direktor des Hygiene-Museums inszenierte er das Alltägliche, meistens sehr konkrete, auf Lebenswelten bezogene Ausstellungen. Was andere unbeachtet lassen, wird bei ihm zum Exponat. So machte der 45-Jährige Ausstellungen über die Pille, über Mundwasser, über Darwin und im vergangenen Jahr über den Neuen Menschen zum Publikumsmagneten. Ähnliches erwartete auch Expo-Chefin Breuel, als sie ihm 1995 anbot, für die Expo 2000 den Themenpark zu entwickeln. Sein Posten als Direktor des Deutschen Hygiene-Museum in Dresden, das er seit 1991 leitet, ruht seit vier Jahren. Sein größer Wunsch nach dem Expo-Stress: ausruhen. Dann geht der Vater von drei Kinder zurück in die sächsische Elbe-Stadt. REZA SALIMI-ASL

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