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Auf Du und Du mit der Grün-KürKuschel-Casting

■ Radcke und Künast: Kandidatinnen für Bundessprecherinjob stellten sich vor

„Wir brauchen eine Trendwende“, heißt es in der Einladung zur Mitgliederversammlung des grünen Landesverbands und „Wir wollen wieder Wahlen gewinnen!“. Unklar ist, mit welchen SprecherInnen das gehen soll. Da kam es gerade Recht, dass die Aspirantinnen auf ihrer Ochsentour durch die Landesverbände auch Bremen beehrten.

Auf den ersten Blick schien die kecke Herausforderin Renate Künast (oben) prädestiniert, die „Trendwende“ einzuleiten. Aber im direkten Vergleich schnitt Amtsinhaberin Antje Radcke nicht schlecht ab. Landesvorstandssprecher Klaus Möhle hatte es übernommen, den beiden Kandidatinnen auf den Zahn zu fühlen, und bis auf die Partei-Strukturreform ließ er keine grüne Gretchenfrage aus. Zuerst das Problem mit der Jugend: Für Künast sind die jungen Leute nicht politik- sondern parteiverdrossen. Deshalb kann sie sich auch vorstellen, sie mit Events zurückzuholen – „wir wären blöd, uns diesem Trend zu verschließen“. Für Radcke haben die Verluste auch damit zu tun, dass die Grünen keine Protestpartei mehr sind. Künftig will sie mehr in den Vordergrund stellen, dass Politik auch Spaß macht.

Dass die Grünen nach dem Kosovo-Konflikt in der Friedenspolitik auf Tauchstation gegangen sind, stört beide Kandidatinnen. Aber die – ungestellte – Frage, wie sie heute über den NATO-Einsatz entscheiden würden, will zunächst keine beantworten. Radcke wagt sich schließlich doch noch vor: Mit dem heutigen Wissen könnte sie nicht noch einmal zustimmen. Künftig will sie Bundeswehreinsät-ze daher nur mit UNO-Mandat zulassen. Das quittieren die BremerInnen erstmals mit einem dünnen Applaus. Künast beklagt indes die Abhängigkeit von den USA, die unbedingt der „erste Weltpolizist“ bleiben wollten. Beim Atomausstieg halten es die potenziellen Sprecherinnen mit dem Parteitagsbeschluss. Für Künast lässt er kaum noch Verhandlungsspielraum: „Sonst wäre es kein Ausstieg mehr, sondern eine Sterbebegleitung“. Radcke erinnert daran, dass auch ein Ausstieg per Gesetz möglich ist, wenn der Konsens scheitert.

Die Konkurrentinnen waren indes bei ihrer Bremer Stippvisite stets um Konsens bemüht – oder gingen zumindest „fair miteinander um“, wie Conférencier Möhle erfreut bemerkt. Vielleicht denken sie schon daran, dass sie die Partei auch gemeinsam vertreten könnten – arbeitsteilig: Künast wäre für die medienwirksamen Formulierungen zuständig, Radcke für die sachlichen Details. Der dritte Kandidat Fritz Kuhn ließ sich wegen „Terminschwierigkeiten“ entschuldigen. Dabei kann er sich seiner Wahl nicht sicher sein. Aber auf acht Bremer Delegiertenstimmen wird es wahrscheinlich nicht ankommen. not

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