pop als überlebensfolklore:der bildhauer george segal ist tot

Als er 1961 seinen „Man at a Table“ formte, musste George Segal die medizinischen Gipsbandagen noch selbst anlegen, weil ihm das Geld für ein Modell fehlte. Tatsächlich konnte der 1924 geborene US-Bildhauer bis Anfang der 60er-Jahre nicht von der Kunst leben und hielt sich mit Jobs als Hühnerfarmer und Oberschullehrer über Wasser. Nach dem Unterricht ließ er sich allerdings in der New Yorker Beat-Boheme treiben, nahm an Happenings mit Allen Kaprow teil und staunte über die soften Skulpturen von Claes Oldenburg. So entstand bei Segal eine Pop-Art-Welt aus anonymen weißen Figuren, die in Alltagssituationen verhaftet waren: Fleischer in einem nachgestellten Ladenambiente, einsame Menschen in Telefonzellen oder auf Parkbänken und „The Movie Poster“ (Foto) von 1967 mit einem irgendwie vergrämten Museumsbesucher vor dem Plakat Marilyn Monroes. Segal zeigte die triste Folklore vom Leben in Manhattan. Später setzte er sich mit seiner jüdischen Herkunft auseinander und schuf in den 80er-Jahren für San Francisco ein Holocaust-Mahnmal aus Bronzefiguren, die wartend vor einem Stacheldrahtzaun stehen. Vergangenen Freitag starb Segal an einem Krebsleiden. HF