: Knüppel von hinten
■ Demo gegen Neonazitreff „Club 88“ geplant. Rechte reagieren mit Übergriffen
In Neumünster nehmen die Neonazi-Übergriffe nach der Mobilisierung gegen den Fascho-„Club 88“ zu. Am Wochenende kam es zu mehreren Attacken gegen das dortige „Bündnis gegen Rechts“. Dieses ruft für den 24. Juni zu einer landesweiten Demo zur Schließung des Neonazi- und Rechtsrock-Treffs auf.
Nahezu drei Jahre konnte sich der „Club 88“ im Stadtteil Gadeland von den Behörden unbehelligt zu einem zentralen Treffpunkt der schleswig-holsteinischen Neonazi- und Skinheadszene verfestigen. Offizielle Konzessionsinhaber sind Christiane Dolscheid („Skingirl-Freudenskreis“) und der Skinführer Tim Bartling. Anfangs vom Verfassungsschutz (VS) noch kritisch beäugt, tauchte der „Club 88“ 1998 nicht mehr im Jahresbericht auf. Die „8“ steht als Code für das „H“ im Alphabet. Zusammen mit dem Clubslogan „the very last resort“ ergibt sich die Parole: „Heil Hitler – der allerletzte Ausweg.“
Lediglich die grüne Ratsfrau Andrea Storke machte immer wieder auf das „Sturm-Lokal“ der Neonaziszene aufmerksam. Doch erst seit einigen Monaten passiert etwas: Mehrere Institutionen, Parteien, Gewerkschaften und Inis haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen, um die Schließung durchzusetzen. Und auch der VS warnte wieder vor dem „Club 88“ als Neonazitreff von überregionaler Bedeutung.
Die Neonazis reagieren auf ihre Art: Zwei Anschläge wurden jüngst auf Storkes Wohnung verübt, nachdem vom „Club 88“ der Steckbrief „genug ist genug“ herausgegeben wurde. Am Wochenende erreichten die Übergriffe nun einen Höhepunkt. Zunächst atta-ckierten am Samstag 30 Faschos mit Kampfhunden einen Bündnisstand und machten Fotos von Anwesenden. Tags darauf – während des Stadtfestes – wurden mehrere mit Knüppeln bewaffnete Neonazitrupps beobachtet, die markante Stellen des „Rings“ (Umgehungsstraße) observierten. Offenkundig sollte das Aufhängen von Demoplakaten unterbunden werden.
Am Pfingstmontag wurde dann ein Bündnismitglied am Bahnhof hinterrücks mit einem Knüppel niedergeschlagen und beraubt – um 300 Demoplakate. „Wer das war, ist klar“, so ein Insider: „Wer stiehlt 300 Plakate und nicht das Portemonnaie.“ Magda Schneider
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