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Ökobank jetzt mit Astralleib

Die Alternativbank muss mit der anthroposophisch angehauchten GLS-Bank fusionieren. Die stellt nun einen Öko-Vorstand. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der Sicherungsfonds der Volks- und Raiffeisenbanken die aufgelaufenen Verluste abdeckt.

von KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Mit weiteren Fusionen von Großbanken wird täglich gerechnet – diese Art von Kooperation hatten aber die wenigsten vorausgesehen: Die bisher selbstständige Ökobank aus Frankfurt wird in Zukunft von der geistigen Ausstrahlung der anthroposophisch beeinflussten GLS-Gemeinschaftsbank (Bochum) umgeben sein. GLS- und Ökobank in Frankfurt wollen ihre Bankgeschäfte zusammenlegen – unter der Führung der GLS-Bank. Das bestätigte gestern die Sprecherin der Ökobank, Jutta Gelbrich. Die Aufsichtsräte der anthroposophisch ausgerichteten GLS-Bank und der alternativen Ökobank hätten den Kooperationsvertrag bereits gebilligt. Im Oktober müssten dann die Vertreterversammlungen der beiden Banken das Vertragswerk noch absegnen, sagte Gelbrich.

Die latente Krise bei der Ökobank habe die Fusion nur beschleunigt, so Gelbrich weiter. An eine enge Zusammenarbeit sei schon lange gedacht gewesen. Die Kundenstruktur beider Banken gleiche sich, und man habe oft die gleichen Projekte gefördert. Dass es jetzt so schnell gehen soll mit der Zusammenlegung ausschließlich der Bankgeschäfte liegt daran, dass die Ökobank keine Nachfolger für die nach ihrem Fast-Crash Ende 1999 im Frühjahr 2000 ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder fand. Oliver Förster und Volker Viehoff hatten die Verantwortung für geplatzte Großkredite übernommen, die zu einem Bilanzverlust von rund zwölf Millionen Mark führten.

Für die Schieflage in der Bilanz stehen die Sicherheitseinrichtungen des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) mit Einlagen gerade – allerdings nur dann, wenn die betroffene Mitgliedsbank über einen handlungsfähigen Vorstand verfügt. Den hat die Ökobank jetzt wieder – über die Kooperatioon mit der GLS-Bank. Thomas Jorberg vom vierköpfigen Vorstand der GLS-Bank wechselte zum 15. Juni 2000 in den Vorstand der Ökobank. Und der BVR nahm die unterbrochenen Verhandlungen über die Sanierung der Ökobank umgehend wieder auf, wie Jorberg berichtete. Auch die Kooperation insgesamt werde vom BVR begrüßt. „Die Verhandlungen darüber sind zwar noch nicht abgeschlossen, doch die Aufsichtsgremien haben bereits ihre Unterstützung zugesichert“, sagte Jorberg.

Ob es einen neuen, gemeinsamen Namen für die zusammengelegten Banken geben wird, steht noch nicht fest. Fest steht aber schon, dass das Filialnetz größer wird. Die GLS-Bank verfügt über Publikumsbanken in Bochum, Hamburg und Stuttgart; die Ökobank über Filialen in Frankfurt am Main, Freiburg und Berlin sowie eine kleine Agentur in Nürnberg. „Da sind wir bankenmäßig jetzt flächendeckend vertreten“, freute sich Gelbrich, die Wert auf die Feststellung legte, dass sich für die werte Kundschaft der Ökobank inhaltlich nichts ändern werde. Alle anderen Firmen der Holding „Ö“, wie Ökonsult oder Ökofinanz und auch der erfolgreiche Investmentfonds Ökovision (Luxemburg) seien ohnehin nie Gegenstand der Kooperationsverhandlungen gewesen. Gelbrich: „Die Ökobank bleibt nach wie vor die Muttergesellschaft der Unternehmensgruppe, und als Körperschaft bestehen.“

Die GLS-Bank bringt eine mehr als 25-jährige Erfahrung in die „gemeinsame Gemeinschaftsbank“ ein. Und ihre ausgezeichneten Beziehungen zu den genossenschaftlichen Verbänden. Daran herrschte akuter Mangel bei der Ökobank. Ein anderer Partner, so Gelbrich, wäre nie in Frage gekommen: „Wir sind voll kompatibel.“

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