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■ H.G. HolleinTeleaktiv

Die Frau, mit der ich lebe, findet mich gelegentlich überflüssig. Vor allem beim Fernsehen. Dagegen habe ich im Grunde nichts. Vor allem bei Talkshows. Es ist wahrlich kein schönes Bild, wenn ein an sich kultiviertes Wesen wie die Gefährtin mit hochrotem Kopf Invektive in Richtung Bildschirm spuckt und dabei wie weiland Rumpelstilzchen im Bett auf und ab hüpft. Es hat in solchen Momenten wenig Sinn, die Gefährtin darauf hinzuweisen, dass sie a) mit einem Apparat zu kommunizieren versucht und b) denjenigen nicht unähnlich ist, die sie da gerade bepöbelt. Andererseits freut es einen natürlich, dass die Gefährtin an allem Möglichen noch so regen Anteil nimmt. Richtig unangenehm hingegen ist, dass sie nach Ablauf der Sendezeit den offenbar nicht unterdrückbaren Drang verspürt, ihre – zwangsläufig – nicht zu Gehör gekommenen Beiträge einem wehrlosen Gegenüber vor den Latz zu knallen. Da werde ich als verbaler Watschenmann schließlich doch wieder peinlichst herbeizitiert. Es hilft nichts, dagegen dringliche haushaltliche Erledigungen wie Staubsaugen oder Bügeln in Stellung zu bringen. Für Derartiges ist dann auf einmal später noch Zeit. Natürlich kann ich qua vorheriger Abwesenheit der filigranen Argumentatorik der Gefährtin aus dem Stand nicht so schnell Paroli bieten. Einerseits gelte ich dann zwar als meinungslose Memme, andererseits kommt es darauf im Grunde aber nicht an. Die diskursive Triebabfuhr lässt in ihrem vulkanischen Impetus ohnehin nichts gelten, was ihr in den Weg kommt. Ich habe gelernt, mit den Ausbrüchen dieser Naturgewalt zu leben. Was mich allerdings nachdenklich stimmt, ist der Moment danach. Wenn die Gefährtin erschöpft und innerlich noch leicht nachzitternd in die nunmehr gegnerlose Arena blickt. Irgendwie komme ich mir dann immer vor, wie das Männchen einer Gottesanbeterin.

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